Liquid Broadband: Mobilfunknetz mit kleinen Funkzellen

Das Frankfurter Unternehmen Liquid Broadband plant ein Mobilfunknetz mit Buch-großen Funkzellen in den Häusern seiner Nutzer. Das erfordert jedoch Änderungen beim Frequenzvergabeverfahren und Einigkeit über das 700-MHz-Funkband zwischen Bund und Ländern.

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Mobilfunk-Antennen
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Von
  • Florian Klan

Die 2013 gegründete Firma Liquid Broadband will ab 2015 ein Mobilfunknetz aufbauen, bei dem kleine Funkzellen in den Häusern der Nutzer die üblichen Funkmasten ersetzen. So möchten die Frankfurter Mittelständler um Dr. Beate Rickert und Markus Gloy im 700-MHz-Band Telefonie per VoLTE und mobiles Internet anbieten. Lediglich außerhalb von Ballungszentren sollen herkömmliche Funkmasten zur Unterstützung zum Einsatz kommen.

Bei jedem Kunden würde Liquid Broadband einen kleinen Transmitter, eine Eigenentwicklung namens NetStation, einrichten. Wer ein solches Gerät mit einer Funkreichweite von 500 Metern betreiben würde, soll das Netz entweder kostenfrei oder für rund 5 Euro im Monat nutzen können.

Liquid Brodband will ein Netz aus kleinen Funkzellen zu Hause und einigen wenigen Funkmasten mit hoher Reichweite aufbauen.

Das Vorhaben kann jedoch nur stattfinden, wenn sich Bund und Länder am 11.Dezember darauf einigen, das 700-MHz-Band für Mobilfunk freizugeben. Derzeit kommt es noch für DVB-T-Übertragungen zum Einsatz. Liquid Broadband will außerdem nur bei der für das 2. Quartal 2015 angesetzten Frequenzauktion mitbieten, wenn die Bundesnetzagentur beschließt, ein Frequenzspektrum für Neueinsteiger freizuhalten. Ohne eine solche Reglung könnten die Telekom, Vodafone und Telefonica laut Dr. Beate Rickert kleine Neuzugänge jederzeit überbieten.

Derzeit laufen Vorarbeiten für die Neuvergabe der Mobilfunkfrequenzen durch eine Auktion im nächsten Jahr. Dafür zurzeit eingeplant sind die Funkbänder im 700-, 900-, 1500 und 1800-MHz-Bereich. In der Entscheidung der Präsidentenkammer hat die Bundesnetzagentur bereits einen Entwurf der Vergabe- und Auktionsregeln veröffentlicht, den mögliche Interessenten noch bis zum 26. November kommentieren können. Die Kommentierphase soll die Diskriminierungsfreiheit wahren.

Liquid Broadband setzt sich dafür ein, dass Neueinsteiger-Anbietern ein Frequenzspektrum reserviert wird. Eine Erwägung dazu findet sich bereits im Telekommunikationsgesetz (TKG) unter Paragraf 61, Absatz 4. Dort heißt es unter anderem, dass die "Regeln für die Durchführung des Versteigerungsverfahrens die Belange kleiner und mittlerer Unternehmen berücksichtigen müssen".

Die kleine Firma kann, wie alle anderen Teilnehmer auch, nur an der Auktion teilnehmen, falls die Bundesnetzagentur sie hierfür zulässt. Dazu muss Liquid Broadband einen Frequenzbedarf glaubhaft machen, sich bei einer Prüfung als zuverlässig, leistungsfähig und fachkundig herausstellen und ein Frequenznutzungskonzept präsentieren, welches eine effiziente und störungsfreie Frequenznutzung sicherstellt.

Eine weitere Hürde stellt nach dem derzeitigen Entwurf zudem der Preis für das angestrebte Funkband dar. Das Mindestgebot für zwei 5-MHz-Blöcke aus den Bereichen zwischen 703- bis 733-MHz und 758- bis 788-MHz liegt bei 75 Millionen Euro laut Frequenzgebührenverordnung (bei einer Laufzeit von 15 Jahren). Laut Rickert benötigt das System von Liquid Broadband ein Funknetz mit mindestens 2x10 MHz, um rund 30 MBit/s brutto zu empfangen. Bei 2x5 MHz liege die Bandbreite entsprechend niedriger. (fkn)