Operation Onymous: 17 Verhaftungen bei Schlag gegen Darknet-Drogenplattformen

Nicht nur bei der Silk Road 2.0 ist das Licht aus: Bei weltweiten Ermittlungen konnten Strafverfolger mehrere Online-Drogenmarktplätze schließen, 17 Verdächtige verhaften und allerlei beschlagnahmen.

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Operation Onymous: 17 Verhaftungen bei Schlag Darknet-Drogenplattformen
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In Rahmen der weltweiten Polizei-Aktion "Operation Onymous" haben Strafverfolger zahlreiche im Tor-Netz gehostete Drogenmarktplätze ausgehoben – die bekannteste Plattform war wohl die Silk Road 2.0. Laut einer Mitteilung von Europol wurden dabei bislang 17 Personen verhaftet. Außerdem konnten über 410 Onion-Domains, Bitcoins im Wert von einer Million US-Dollar, 180.000 Euro in Bar sowie zahlreiche Drogen, Waffen und Edelmetalle beschlagnahmt werden.

Bereits am Donnerstag wurde bekannt, dass gemeinsame Ermittlung der US-Bundespolizei FBI und der Homeland Security Investigations (HSI) zur Festnahme des auch als "Defcon" bekannten Silk-Road-2.0-Betreibers Blake B. geführt hatten. Neben US-Behörden sollen laut Europol Strafverfolger in 16 EU-Ländern aktiv gewesen sein sowie Europols European Cybercrime Centre (EC3). Blake B. war laut Bericht der Wired eines der primären Ziele. Ars Technica meldet unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft, dass er bereits gestanden haben soll.

Noch genug Stoff für Ermittler: Zahlreiche Drogenmarktplätze sind weiter online.

(Bild: Screenshot)

"Wir entfernen diese Dienste nicht nur aus dem offenen Internet; wir haben diesmal auch gezeigt, dass wir auch die Tor-benutzenden Plattformen treffen können, wo sich Kriminelle seit Längerem jenseits unseres Zugriffs wähnten. Wir können nun zeigen, dass sie weder unsichtbar noch außer Reichweite sind“, lobte EC3-Chef Troels Oerting den Einsatz.

Noch offen ist, ob die Ermittler auch über Möglichkeiten verfügten, den Schutz des Anonymisierungsdienstes Tor zu umgehen. "Wie wir das machen, können wir der Welt nicht einfach so mitteilen, denn wir haben vor, das wieder und wieder und wieder zu tun“, zitiert die Wired Oerting. Laut ihrem Bericht konnten die Betreiber des Tor-Dienstes auf Nachfrage keine aktuellen Schwachstellen ausmachen – sie vermuten klassische Polizeiarbeit hinter dem Erfolg.

Bei der Silk Road 2.0 scheint das zumindest zuzutreffen: So sei ein Undercover-Agent des HSI in den inneren Zirkel des Admin-Teams und direkt zu Blake B. vorgedrungen. Dabei sind die Behörden der Anklageschrift zufolge auch an unverschlüsselte Kundenlisten gelangt, die "für viele internationale Strafverfolger von Interesse sein dürften".

Offenbar konnten die Ermittler zahlreiche weitere Drogenmarktplätze ausheben. Laut Informationen der Wired handelte es sich um Cloud 9, Hydra, Pandora, Blue Sky, Topix, Flugsvamp, Cannabis Road, und Black Market. Allerdings dürfte den Ermittlern die Arbeit auch zukünftig nicht ausgehen, das Blog Deepdotweb zählt noch zahlreiche erreichbare Angebote wie etwa das offenbar überaus beliebte Agora. Laut Zählung der Digital Citizens Alliance war der Markt mit über 12.000 Drogen-Angeboten bis zur Schließung der Silk Road 2.0 die Nummer zwei am Markt. Auch die Nummer drei Evolution ist nach wie vor erreichbar.

Ein Blick aufs Angebot der Silk Road 3.0, die auch schon online ist.

(Bild: Screenshot)

Ermittlungen gab es übrigens auch hierzulande: Rauschgiftfahnder beim LKA in Hessen und beim Zoll verfolgten in Deutschland zusammen mit der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt die Spuren des illegalen Handels, wie ein Sprecher am Freitag in Wiesbaden sagte. Zum Abschluss der globalen Aktion will das LKA Hessen am kommenden Dienstag weitere Einzelheiten bekanntgeben.

Das Muster für die Drogenmärkte ist die erste Silk Road, die im Oktober vergangenen Jahres zerschlagen wurde. Nach der Zerschlagung der ersten Silk Road hatten die Behörden 30.000 Bitcoin von beschlagnahmten Servern versteigert. Bis zur einer rechtskräftigen Verurteilung bleiben weitere 144.000 Bitcoins des mutmaßlichen Betreibers in Obhut der Behörden.

[UPDATE, 7.11.2014, 19:30]

Kurz nach Zerschlagung der Silk Road 2.0 ist offenbar schon der Nachfolger namens Silk Road 3.0 online. Es bleibt abzuwarten, ob sie das Schicksal ihrer Vorgänger teilt. (axk)