Bionische Schaben als Lebensretter
Kakerlaken sind die neuen Bernhardiner: US-Wissenschaftler wollen riesige Madagaskar-Fauchschaben als Unterstützung für Rettungsteams einsetzen.
- Kevin Bullis
"Wenn ein Gebäude in sich zusammengefallen ist, sind Geräusche der beste Weg, um Überlebende ausfindig zu machen", sagt Alper Bozkurt von der North Carolina State University. Die von ihm und seinem Team entwickelten bionischen Insekten sind klein genug, um an schwer zugängliche Orte vorzudringen und Geräusche aufzuspüren, berichtet Technology Review. Die Tiere können damit auch an für Menschen unzugängliche Unfall- und Kastrophenorte gelangen, ohne dass zusätzliche Personen gefährdet werden.
Als Ohren haben die Forscher den Tieren kleine elektronische Rucksäcke mit Mikrofonen verpasst. In erfolgreichen Labortests nahmen sie damit alle Umgebungsgeräusche auf und funkten sie über ein kleines Sendermodul an die Forscher zurück. Anhand der Klangmuster lassen sich die wichtigen (etwa Schreie und Klopfen) von den irrelevanten Geräuschen (beispielsweise tropfende Rohre) unterscheiden.
"Wenn wir die relevanten Geräusche identifiziert haben, können wir die Bioboter dazu bringen, dass sie dorthin gehen, wo das Geräusch herkommt", erläutert Bozkurt. Wie das funktionieren könnte, testeten sie an einer zweiten Hilfstruppe – wiederum im Labor.
Die Schaben trugen je drei Mini-Richtmikrofone. Diese können die Quelle der gesuchten Töne orten und an die Forscher melden. Anschließend reizten die Forscher über Drähte die Fühler der Tiere, um sie näher an die Töne zu lenken. Dabei simulierten sie sozusagen Hindernisse für die Insekten, um die Schaben nach links oder rechts abbiegen zu lassen. Das ergibt eine erstaunlich gut funktionierende Fernsteuerung – und die Tiere können auch problemlos Hindernisse überwinden.
Die Grundidee solcher Cyborg-Schaben ist allerdings nicht ganz neu: Ein US-Start-up namens Backyard Brains bietet bereits seit längerem fernsteuerbare Kakerlaken für Unterrichtszwecke auf dem freien Markt an. (bsc)
