Konkurrenz für Docker: CoreOS stellt eigene Engine für Anwendungs-Container vor

CoreOS arbeitet unter dem Namen Rocket an einer eigenen Technik für Anwendungs-Container, die mit Docker konkurrieren könnte. Beim Linux-Distributor war man offenbar unzufrieden mit den letzten Entwicklungen bei Docker.

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Von
  • Alexander Neumann

Die hinter CoreOS stehende Firma hat unter dem Namen Rocket eine offensichtlich mit Docker konkurrierende Technik vorgestellt. Mit Docker lassen sich Anwendungen samt ihrer Abhängigkeiten in Linux-Containern (LXC) verpacken, in denen sie sich später leicht weitergeben und ausführen lassen. Im Vergleich zu virtuellen Maschinen sind die Docker-Container sparsamer im Umgang mit Ressourcen und können schneller starten. Rocket ist ebenfalls eine Container-Engine, allerdings im Vergleich mit dem Konkurrenten offenbar deutlich "leichtgewichtiger" ausgelegt. Noch hat sie allerdings den Status eines Prototypen.

CoreOS ist durch seine für den Cloud-Einsatz auf das Wesentliche reduzierte Linux-Distribution bekannt geworden, die von Chrome OS abgeleitet ist. Das System besitzt keinen gewöhnlichen Paket-Manager, sondern lässt Anwendungen mit Docker als Verteiler in Linux-Containern laufen. Sie verwenden für Host und Container nur einen Kernel und bieten eine ressourcensparenden Art der Betriebssystem-Virtualisierung. Das soll zu einer wesentlich höheren Dichte virtueller Maschinen als bei einer Hardware-Virtualisierung auf einem Host führen.

Rocket ist eine Konsolenanwendung und offenbar vor dem Hintergrund entstanden, dass die CoreOS-Entwickler unzufrieden mit den letzten Entwicklungen von Docker sind. Docker sei keine Standard-Container-Technik mehr, wie ursprünglich vorgesehen, sondern diene infolge der letzten Änderungen als containerzentrische monolithische Anwendungsentwicklungsplattform, die als Root auf dem Server laufe. Die CoreOS-Mannschaft sei aber einst bei Docker vor allem aufgrund der ursprünglichen Idee der Standard-Container eingestiegen. Die letzten Änderungen bei Docker würden die Technik jedoch eher schwächen als stärken, so Alex Polvi von CoreOS.

Die CoreOS-Entwickler sind der Hoffnung, dass ihre neue Container-Technik zum Industriestandard werden könne, wenn es um Container in großen Produktionsumgebungen gehe. CoreOS arbeitet mit dem Begriff der "App Container"-Spezifikation, die wiederum aus App-Container-Image, Laufzeitumgebung und Container-Discovery-Protokoll bestehen. Das App-Container-Image ähnelt dem, was man bei Docker mit anwendungsrelevanten Elementen wie Sourcecode und Binärdaten vorfindet. Da CoreOS außerdem im persistenten Prozess von Docker zur Containerverwaltung grundlegende Fehler sieht, versucht man bei CoreOS mit Rocket Dinge wie Sicherheit und Kombinierbarkeit besser umzusetzen.

CoreOS will wohl weiterhin an der Weiterentwicklung des Open-Source-Projekts von Docker mitarbeiten – Mitgründer und CTO Brandon Philips sitzt gegenwärtig im Docker Governance Board. Auch steht man Überlegungen nicht im Weg, die App-Container-Technik irgendwann in das Docker-Ökosystem einzubringen, wenn sie einen entsprechenden Reifegrad habe.

Ben Golub, CEO von Docker, zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht vom Schritt von CoreOS. Nur eine kleine Anzahl an Anwendern sei unzufrieden mit der gegenwärtigen Entwicklung von Docker und die zumeist nur aus eigennützigen Gründen. Auch ist man bei Docker unglücklich über einige der von CoreOS vorgebrachten Argumente und den jetzigen Zeitpunkt für die Ankündigung von Rocket. Da jedoch Docker ein Open-Source-Projekt sei, stehe es allen Anwendern frei, sich selbst eine Meinung darüber zu bilden, welche Software sie integrieren wollen. (ane)