Sony-Hack: Obama kündigt Vergeltung an

Als Reaktion auf den Sony-Pictures-Hack hat der US-Präsident Gegenmaßnahmen in Richtung Nordkorea angedroht. "Zu einer Zeit und in einer Form, die wir uns aussuchen." Aber auch Sony musste Kritik von Obama einstecken.

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Barack Obama

US-Präsident Obama: "Ich glaube, es sagt etwas über Nordkorea, dass sie entschieden haben, dass der Staat eine volle Attacke auf ein Filmstudio führt, wegen eines satirischen Films mit Seth Rogen."

(Bild: Screenshot der C-Span-Übertragung der Pressekonferenz)

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"I love Seth", bekannte Obama seine Wertschätzung für den Kömodien-Schauspieler Seth Rogen.

(Bild: Gage Skidmore CC-BY-SA 2.0 )

"Das FBI hat heute mitgeteilt, und wir können es bestätigen, dass Nordkorea sich an dieser Attacke beteiligt hat", sagte US-Präsident Barack Obama bei seiner Jahresabschluss-Pressekonferenz am Freitagnachmittag im Weißen Haus. Er bezog sich dabei auf die flächendeckenden Angriffe auf Server von Sony Pictures im November, bei denen zahlreiche Daten gestohlen worden waren. "Sie haben großen Schaden angerichtet. Wir werden darauf antworten. Wir werden proportional antworten. Und wir werden an einem Ort, zu einer Zeit und in einer Art antworten, die wir auswählen. Das ist nichts, was ich heute, hier, in einer Pressekonferenz, ankündigen werde."

Obama forderte neue internationale Regeln darüber, "wie das Internet und der virtuelle Raum funktionieren. Gegenwärtig ist es wie der Wilde Westen." Schwache Staaten könnten ebenso Angriffe durchführen wie nichtstaatliche Akteure. Daher solle das US-Parlament ein Gesetz verabschieden, welches den Austausch von Daten (zwischen Unternehmen und Behörden) ermögliche.

"Es muss noch viel mehr (für die Sicherheit) getan werden. Wir sind nicht einmal in der Nähe dessen, was wir erreichen müssen", führte Obama aus, um wenig später hinzuzfügen: "Wenn wir nicht (Vorkehrungen treffen), die diese Art von Angriffen verhindern, wird das nicht nur Filme betreffen. Das wird unsere ganze Wirtschaft in einer außerordentlich beängstigenden Weise betreffen."

Gleich zu Beginn der Fragerunde hatte der US-Präsident sein Mitgefühl mit den von Terror bedrohten Mitarbeitern des Filmstudios ausgedrückt. Den Film "The Interview" nicht herauszubringen sei aber falsch. "Ja, ich glaube, (Sony Pictures) hat einen Fehler gemacht", wurde der Staatschef deutlich, "Ich wünschte, sie hätten zuerst mit mir gesprochen. Ich hätte ihnen gesagt, nicht ein ein Muster zu verfallen, in dem man sich von solchen kriminellen Attacken einschüchtern lässt."

Hacker würden auch in Zukunft Schäden anrichten. "Wir können nicht in einer Gesellschaft leben, in der ein Diktator von irgendwo Zensur hier in den Vereinigten Staaten auszuüben beginnt." Wenn das schon bei satirischen Filmen beginne, "stellen Sie sich vor, was die tun, wenn sie eine Dokumentation sehen, die sie nicht mögen. Oder Nachrichten, die sie nicht mögen."

"Oder noch schlimmer", fuhr Obama fort, "stellen Sie sich vor, dass Produzenten, Distributoren und andere mit Selbstzensur beginnen. So sind wir nicht. Das ist nicht, wofür Amerika steht. (...) Wir dürfen unsere Verhaltensmuster nicht ändern." Die Amerikaner gingen ja auch weiterhin zu Sportveranstaltungen, obwohl dort die Möglichkeit eines Terroranschlags bestehen könnte.

Der Chef des Filmstudios, Michael Lynton, wies im National Public Radio die Kritik zurück: "Wir haben nicht kapituliert." Mangels eigener Lichtspieltheater könne Sony nichts tun, wenn die Kinobetreiber sich weigerten, den Film zu zeigen. "Wir wollten den Film sehr gerne (in den Kinos) belassen. (...) Es war nicht unsere Entscheidung."

Niemand traute sich, George Clooneys Petition zu unterzeichnen.

(Bild: Ed Van-West Garcia CC-BY-SA 2.0)

Andere Vertriebskanäle würden aktiv angegangen. Bislang habe weder bei Video on Demand noch im Onlinehandel jemand zugegriffen. Die Sony Playstation sei vielleicht eine Möglichkeit, notwendig sei aber eine Koalition mehrerer Vertriebsplattformen. "Die Leute hatten generell Befürchtungen, dass (auch) ihre Systeme verletzt würden", sagte Lynton.

Tatsächlich geht in Hollywood die Angst um, zur Zielscheibe von Cyber-Angreifern zu werden. Der Schauspieler George Clooney hatte eine Woche lang versucht, Unterstützer für eine Petition zu gewinnen. "(Wir) unterstützen Sonys Entscheidung voll, den Forderungen der Hacker nicht nachzugeben", heißt es in dem inzwischen obsoleten Text. Allein: Unter Clooneys zahlreichen Kontakten in Hollywood fand sich niemand, der die Petition zu unterzeichnen bereit gewesen wäre.

Mit seiner Aufforderung an das Parlament, ein Gesetz zum Datenaustausch zu verabschieden, um mehr Sicherheit und Ordnungsstrukturen im Netz zu verwirklichen, spielte der US-Präsident auf Gesetzesentwürfe wie den Cyber Intelligence Sharing and Protection Act (CISPA) oder den Cybersecurity Information Sharing Act (CISA) an.

CISPA soll zwischen Wirtschaft und Behörden zu einem verbesserten Austausch von Informationen über Datenverkehr führen. Der CISPA-Entwurf ist 2012 und erneut 2013 vom Unterhaus beschlossen worden. Weil er aber keine Schranken für die weitere Verwendung entgegengenommener Informationen durch Behörden vorsah, kündigte Obama sein Veto an. Daraufhin wurde im Repräsentantenhaus gar nicht erst über das Gesetz abgestimmt. Dort ist im Juli 2014 mit CISA ein neuer Entwurf eingebracht worden, der jedoch bislang noch nicht verabschiedet worden ist. (ds)