Nach Internetausfall in Nordkorea: Spekulationen über Angriff

Zwischen den USA und Nordkorea tobt ein Streit um den Angriff auf die IT-Infrastruktur des Filmstudios Sony Pictures und die Drohungen rund um den Film "The Interview". Nun fällt in dem kommunistischen Land das Internet aus - eine weitere Cyber-Attacke?

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Von
  • Jürgen Kuri

Mitten im Streit mit den USA um einen Cyber-Angriff auf Sony Pictures und den Streit um die Komödie "The Interview", in der US-Reporter den nordkoreanischen Führer töten sollen, ist das ohnehin störanfällige Internet in Nordkorea stundenlang komplett ausgefallen. Erst nach neuneinhalb Stunden seien die Verbindungen wiederhergestellt worden, schrieb die auf Internetsicherheit spezialisierte US-Analysefirma Dyn Research. Die Störungen vom Montag lösten Spekulationen über einen möglichen Angriff aus.

Auch die südkoreanische Regierung teilte mit, das Internet in dem weitgehend isolierten Nachbarland sei stundenlang unterbrochen gewesen. Es werde überprüft, ob es sich um eine Cyber-Attacke oder einen internen Systemcheck gehandelt habe, hieß es aus Regierungskreisen in Seoul. Es habe keine Probleme mit nordkoreanischen Propaganda-Websites wie Uriminzokkiri oder Naenara gegeben, die über Server im Ausland erreichbar sind.

"Es gibt normalerweise vereinzelte Ausfälle, aber keine länger andauernden Verbindungsprobleme", sagte der leitende Mitarbeiter von Dyn Research, Doug Madory, dem US-Nachrichtensender CNN. Er wäre nicht überrascht, wenn gegen das Land eine Art Cyber-Attacke laufen würde, sagte er demnach kurz nach dem Auftreten der Internetstörungen in Nordkorea. Es sei, "als wenn Nordkorea von der globalen Landkarte des Internets ausradiert wurde", wurde Matthew Prince, Chef der Sicherheitsfirma CloudFlare, zitiert.

Einem Bericht des US-Senders NBC zufolge bestritt ein amerikanischer Regierungsvertreter entschieden, dass die Vereinigten Staaten etwas mit dem Ausfall zu tun hätten. Die USA beschuldigen das kommunistische Regime in Pjöngjang, hinter einem Angriff auf das Filmstudio Sony Pictures zu stecken, das die Nordkorea-Satire "The Interview" in die Kinos bringen wollte. Nordkorea weist dies zurück. Der Streit beider Länder hatte sich zuletzt verschärft.

Der Großteil der Bevölkerung in Nordkorea hat keinen Internetzugang. Es gibt dort aber auf das Land beschränktes, nicht öffentliches Intranet. Nach Angaben nordkoreanischer Flüchtlinge kann das Intranet nur von Regierungsbeamten, dem Militär und Universitäten genutzt werden.

[Update 23.12.2014 08:06]:

Mittlerweile brüstet sich die Hacker-Gruppe Lizard Squad damit, das Internet in Nordkorea mittels DDoS lahmgelegt zu haben. Arbor Networks veröffentlichte eine Analyse des nordkoreanischen Internet-Ausfalls, nachdem es tatsächlich eine ganze Reihe von Angriffen auf die nordkoreanischen Netze und unter anderem auf die DNS-Server gegeben hat. Die Angriffe erreichten ihre Spitzenlast am 20. Dezember, der längste Angriff fand allerdings am 22. Dezember statt.

Dan Holden von Arbor Networks schreibt dazu, dass die Struktur des Angriffs daraus schließen lässt, dass es kein Angriff durchdie US-Regierung oder eine ihrer Institutionen sei: "Dies ist nicht der modus operandi von Regierungsangriffen." Die Art und die Durchführung des Angriffs lasse eher auf Aktivisten-Gruppen schließen. Lizard Squad reagierte prompt und betonte: "Wir sind keine Hacktivisten, wir sind Cyber-Terroristen." (mit Material von dpa) / (jk)