Wegen Snowden: GCHQ verliert angeblich Verdächtige aus den Augen

Seit Beginn der Snowden-Enthüllungen ist es für den britischen GCHQ angeblich deutlich schwerer, Kriminelle im Auge zu behalten. Viele würden Konsequenzen aus den Berichten ziehen und sich der Überwachung entziehen, erklären Geheimdienstler.

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GCHQ

Die Zentrale des GCHQ

(Bild: dpa, Gchq/British Ministry Of Defence)

Lesezeit: 2 Min.

Als Folge des Überwachungsskandals um die Enthüllungen der Aktivitäten von NSA und ihrer Partner hat der britische Geheimdienst GCHQ einige der gefährlichsten Schwerkriminellen aus den Augen verloren. Bei anderen hätte die Überwachung abgebrochen werden müssen. Das berichtet zumindest der Daily Telegraph unter Berufung auf nicht genannte Geheimdienstvertreter. So habe etwa ein großes Drogenschmuggelnetzwerk im Herbst 2013 seine Taktik geändert und sei danach aus dem Blickfeld des GCHQ verschwunden.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Dank der Informationen, die Edward Snowden öffentlich gemacht hat, sei es für Kriminelle nun einfacher, sich der staatlichen Überwachung zu entziehen. Auch deswegen dauere es nun dreimal so lange, bis die Briten Kommunikation zwischen mutmaßlichen Terroristen geknackt hätten. In manchen Fällen würde eine intensivere Überwachung nun gar nicht mehr angeordnet, aus Angst die Verdächtigen aufzuschrecken. Gleichzeitig sei auch die Zusammenarbeit mit Providern und Service-Anbietern erschwert worden. Die würden die Herausgabe von Beweisen nun verweigern, wenn es ihrer Meinung nach keine "direkte lebensgefährliche Bedrohung" gebe.

In dem Bericht kommen vor allem ungenannte Quellen zu Wort, deren Aussagen sich nicht überprüfen lassen. Bereits seit Beginn des NSA-Skandals gab es immer wieder derartige Artikel, in denen oft anonym vor den Folgen der Snowden-Enthüllungen gewarnt wurde. Inzwischen hat die Zusammenfassung des CIA-Folterreports gezeigt, dass der US-Geheimdienst in vergleichbaren Fällen mit eigentlich geheimen Informationen an die Öffentlichkeit gegangen ist, wenn die die eigene Argumentation stützten. Die werden nicht belegt und gleichzeitig gibt es regelmäßig keine Reaktionen, wenn Überwachungsprogramme enthüllt werden, die offenbar nicht dem Kampf gegen den Terrorismus dienen.

"Enorme Auswirkungen"

Wenige Tage vor diesen neuerlichen Warnungen vor den Folgen der Snowden-Enthüllungen berichtete die BBC, welche Konsequenzen die allgemeine Bevölkerung gezogen hat. Demnach haben dem Centre for International Governance Innovation (CIGI) 64 Prozent der Befragten erklärt, sie würden seit Snowden mehr auf Datenschutz achten. Befragt wurden demnach Menschen in 24 Ländern, darunter den USA, Großbritannien, Australien und China.

40 Prozent hätten angegeben, mehr für den Schutz ihrer Daten zu tun, also etwa Passwörter regelmäßig zu ändern und bestimmte Webseiten beziehungsweise bestimmte Software zu meiden. Sicherheitsexperte Bruce Schneier, der die Ergebnisse analysiert hat, sieht demnach "enorme Auswirkungen" auf das Verhalten Hunderter Millionen Menschen in aller Welt. (mho)