Internetbotschafterin der Bundesregierung fordert Programmier-Unterricht an Grundschulen

Gesche Joost, SPD-Mitglied, Professorin für Designforschung und Beraterin des Bundeswirtschaftsministeriums in digitalen Fragen, befürchetet, das deutsche Schüler international ins Hintertreffen geraten.

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Von
  • Jürgen Kuri
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Gesche Joost fordert die Vermittlung von Programmier-Kenntnissen bereits im Grundschulalter. Sonst drohten die deutschen Schüler international ins Hintertreffen zu geraten, sagte die als Internetbotschafterin der Bundesregierung aktive Professorin für Designforschung der Neuen Osnabrücker Zeitung.

"Ich bin als Internetbotschafterin in ganz Europa unterwegs und merke, dass in anderen Ländern mehr für die digitale Bildung getan wird", meinte Joost, die Mitglied der SPD ist und das Bundeswirtschaftsministerium in digitalen Fragen berät. In Großbritannien etwa sei Programmieren in Grundschulen seit diesem Schuljahr verpflichtend. Deutschland zeige sich in der Diskussion zu zurückhaltend und abwartend, meinte Joost. Dabei gäbe es akuten Handlungsbedarf.

Es sei nicht zwingend notwendig, dafür ein eigenes Schulfach einzurichten, sagte Joost. Digitale Kompetenzen müssten vielmehr in den bestehenden Fächern integrativ vermittelt werden. "Neue Formen des digitalen Recherchierens, des Programmierens oder der Mediengestaltung sollten in der Schule vermittelt werden", denn kaum ein Beruf komme noch ohne digitale Kenntnisse aus.

Nach der im November vorstellten ICILS-Studie, die Kenntnisse von 12- bis 13-Jährigen in 24 Staaten vergleicht, liegen Achtklässler in Deutschland mit ihren Computer-Kompetenzen im internationalen Mittelfeld. Jedoch gibt es weit weniger Spitzenschüler als in vielen anderen Industrienationen, dafür mehr Jugendlichen mit nur geringsten PC-Kenntnissen.

"Rund ein Drittel der Schülerinnen und Schüler hierzulande verlieren den Anschluss und können mit neuen Technologien nicht sinnvoll umgehen," erklärte Birgit Eickelmann von der Universität Paderborn, die an der ICILS-Studie beteiligt war. Deutlich stärker als in vielen anderen Ländern sind in Deutschland die Fähigkeiten der Schüler im Umgang mit Neuen Medien von ihrer sozialen Herkunft abhängig.

In keinem anderen Teilnehmerland der ICILS-2013-Studie wurden Rechner im Unterricht seltener genutzt, als in Deutschland. Dass es um die Situation an den Schulen nicht gut bestellt ist, ergab auch eine Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom: Über 50 Prozent der Schüler an weiterführenden Schulen in Deutschland halten die an ihrer Schule vorhandene Computerausstattung für mittelmäßig oder schlecht.

Das ist kontraproduktiv, meint Joost. Selbst wenn die Generation der "Digital Natives" den Umgang mit der Technik beherrschen mag, so reiche das Fachwissen nur selten tiefer. Diese Erkenntnis könnte zum Bumerang werden, falls das deutsche Bildungssystem nicht die notwendigen Schritte ergreift, betonte Joost.

Siehe dazu auch den Kommentar:

(jk)