Fantastische Literatur aus Genf: der Quant-Supersportler

Modellautohersteller aus Phantásien

Freude! Tesla Nummer Zwei! Die Zukunft! Unser Erlöser! So tönte es schon letztes Jahr durch die Blätter, als der bekannte Hochstapler Nunzio La Vecchia seinen E-Sportwagen vorstellte. Jetzt kommt die aufgewärmte heiße Luft noch einmal nach Genf

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Wahrscheinlich gibt es keine größere Messe für größere Modellautos als den Auto-Salon in Genf jedes Frühjahr. Die vor meinem Hintergrund als Liebhaber fantastischer Literatur interessantesten Modellautos baut ein Gitarrenspieler, Erzähler und generell Künstler mit dem märchenhaften Namen Nunzio La Vecchia ("Bote der Ältere"?) – den Quant.

Dieses Jahr sieht das Antriebssystem der mittlerweile drei verschiedenen Quant-Modelle so aus: Eine Redox-Flow-Zelle fantastischer, geradezu unmöglicher Energiedichte versorgt eine Batterie von Superkondensatoren mit Strom, die dann mit "2000 Ampere" (Herstellerangabe) Stromstärke Elektromotoren drehen lassen. Nunzio als Bote aus dem fernen Lande Phantásien erzählt dabei, dass er sich die dazu nötige Physik in einem vierjährigen Selbststudium beibrachte.

Vier Motoren, drei Modelle, eine Frage

Vier Motoren mit je 120 kW sollen die 2,3 Tonnen des Modells E in 2,8 Sekunden auf 100 bringen, maximal auf über 380 km/h und 400 bis 600 km weit. Die Boost-Leistung des Systems wird mit 680 kW angegeben, die Dauerleistung mit 480 kW. Woher diese Dauerleistung kommen könnte, bleibt offen, denn die Redox-Flow-Batterie wird mit 600 V bei 50 A angegeben, was nach meiner Schulphysik 30 kW macht. Nach diesen Daten könnte man immer nur kurz die Supercaps leeren und dann mit der Leistung einer 250er 2,3 Tonnen schieben. Vielleicht fehlen mir zum Verständnis aber auch einfach vier Jahre Selbststudium.

Egal! Denn das ist ja nur die Standardversion. Die jetzt neue F-Version des Modellautos soll in Genf zeigen, was Phantásiens Autoindustrie wirklich kann: Vier 200-kW-Motoren! 801 (Rundung?) kW Spitzenleistung! Fast 70 kW Peak-Leistung aus der Batterie! 800 km Reichweite! Und natürlich sollen auch Menschen ohne eigenes Ölfeld etwas davon haben, deshalb gibt es einen kleineren Sportwagen namens Quantino, der pro Tankfüllung oder Vollladung 1000 km weit elektrisch fahren soll. 100 kW Gesamtleistung bei 48 Volt Spannung im Antrieb. Da kommen dann die zitierten 2 Kiloampere her. In der Schulphysik bräuchten wir dazu problematisch dicke Kabel. In Nunzios Phantysik geht das problemlos. Und, hey: Ist ja eh nur ein Modellauto.