Keylogger: taz stellt Strafanzeige gegen Mitarbeiter

Ein Mitarbeiter der Zeitung taz soll andere Redaktionsmitglieder mit einem Keylogger ausspioniert haben. Die Chefredaktion hat nun arbeits- und strafrechtliche Schritte angekündigt.

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Nach Ausspähverdacht: taz stellt Strafanzeige gegen Mitarbeiter

Corpus Delicti: Einer der verwendeten Keylogger.

(Bild: taz)

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Nach dem mutmaßlichen Spähangriff auf die Redaktion stellt die tageszeitung (taz) Strafanzeige gegen einen ihrer Mitarbeiter und hat arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet. Der namentlich nicht genannte Mitarbeiter sei in der vergangenen Woche dabei beobachtet worden, "wie er einen sogenannten Keylogger aus dem USB-Slot eines Redaktionscomputers abgezogen hat", berichtete die Chefredaktion am Montag auf ihrer Homepage.

Per Keylogger werden Eingaben eines Benutzers am Computer protokolliert, darunter auch Passwörter. "Die Fassungslosigkeit über die Spähattacke dauert an", schilderte Chefredakteurin Ines Pohl gemeinsam mit Co-Chef Andreas Rüttenauer die Situation.

Zu einem für Montag angesetzten Gespräch mit dem beschuldigten Mitarbeiter war dieser allerdings nicht erschienen. Zu seinen Motiven wurde nichts bekannt. Die Chefredaktion stellte klar: "Tatsächlich haben wir es mit einer Spionageaffäre zu tun. Der Schock bei uns allen sitzt tief." Der Keylogger-Einsatz des Kollegen habe das Vertrauen intern wie extern beschädigt: "Das Redaktionsgeheimnis ist ein hohes Gut." Eine Tageszeitung lebe nicht nur vom Vertrauen ihrer Leser, sondern auch dem der Interviewpartner oder Informanten.

Die Prüfung der hauseigenen EDV-Abteilung habe ergeben, dass zahlreiche Redaktionsmitglieder ausgespäht wurden, Ressortleiter ebenso wie aktuelle oder ehemalige Redakteurinnen und Praktikanten. Ehe sich die Chefredaktion am Montag selbst erstmals äußerte, seien juristische und arbeitsrechtliche Schritte geprüft worden.

Ob es sich bei dem betreffenden Mitarbeiter um Sebastian H. handelt, wie es bereits am Wochenende in verschiedenen Berichten hieß, ist offen. H. soll die Vorwürfe abgestritten haben. Bereits in der Vergangenheit war er für Recherchen mit umstrittenen Mitteln bekannt geworden.

Erst in der vergangenen Woche hatte er unter der Headline "SZ-Leaks: Schleichwerbung für Steuerhinterziehung" in seinem Blog spektakuläre Vorwürfe an seinen ehemaligen Arbeitgeber gerichtet, die Süddeutsche Zeitung. Als Belege nutzte er dabei unter anderem heimlich mitgeschnittene Gespräche, die er mit damaligen Redaktionskollegen des Blattes geführt hatte. (Mit Material der dpa) / (axk)