Was wollen Streckensperrungen für Motorradfahrer im Kern denn wirklich?

Idiotensperre

Das Polizeipräsidium Offenburg bereitet sich bereits auf den Frühling vor, indem die Beamten schauen, welche Straßen man denn noch alles für Motorradfahrer sperren könnte. Wie wär's denn mit der B500?

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Von
  • Clemens Gleich
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Der Winter hält den Schwarzwald noch fest im Griff, doch die Polizei plant schon den Frühling. Die Schwarzwaldhochstraße, also der Abschnitt der B500 zwischen Baden-Baden und Freudenstadt, die soll „an bestimmten Tagen“ gesperrt werden für Motorräder. So zumindest die Frühjahrsgefühle des Polizeipräsidiums Offenburg. Der ewige Grund: Es sind dort Unfälle passiert.

Der Grund kann nur ein vorgeschobener sein, denn mit so einer Argumentation müsste man jede Straße, an der je ein Unfall passiert ist, für alle Fahrzeuge vergleichbar der verunfallten Art sperren. Mit Unfällen kann man jeden Einschnitt ins Verkehrsgeschehen rechtfertigen, genauso wie man mit Kindern jeden Einschnitt in die Kommunikationsstruktur rechtfertigt. Bei Streckensperrungen für Motorräder geht es meistens um Lärm, der doppelt krass wahrgenommen wird in den ruhigen, schönen Gegenden, in denen die Straßen kurvig werden.

Für solche Vorhaben ein paar Leute zusammenzutrommeln, ist nicht schwierig, weil Motorradfahren sowieso mehrheitlich als anachronistisch oder zumindest gesellschaftlich unpassend wahrgenommen wird. Eine Gegengruppe bildet sich meistens auch, aber eine zuverlässig kleinere, denn der Anteil an Motorradfahrern in jedem ausreichend großen Bevölkerungspanel ist gering. Und wenn eine Streckensperrung einmal aktiv wurde, dann bleibt sie bestehen bis ans Ende der Tage oder zumindest, bis die Verbotsschilder verrostet sind.

Im Odenwald wird auf Schilder geschossen

Die höchste Dichte wochenends gesperrter Strecken findet sich im Odenwald. Auf Recherchereise mit einem Local fuhren wir eine Strecke entlang, deren vermoostes, verrostetes Verbotsschild wahrscheinlich zum Wirtschaftswunder aufgestellt wurde. Entlang der gesamten Strecke sah ich keine Gebäude oder Picknickplätze oder überhaupt Menschen. Die Gruppen, die sich hier einmal gestört fühlten, sind wahrscheinlich längst weitergezogen. Nur ihr Wirken bleibt uns in Form der gesperrten Strecke erhalten.