Neue TLDs: Google sichert sich .app, .gmbh geht in die USA

Ganze 25 Millionen US-Dollar zahlt Google für .app. Das ist der bisher höchste Betrag, der bei einer Versteigerung einer neuen Top Level Domain gezahlt wurde. Auch .gmbh, eine andere Endung, um die sich Google beworben hatte, wurde am Freitag versteigert.

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(Bild: dpa, Ole Spata/Archiv)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Mey
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Über eines waren sich auf der Branchen-Konferenz Domainpulse fast alle einig: der Verkauf von Domains unter den neuen Internetendungen bleibt weit unter den Erwartungen. Scheinbar unbeeindruckt von den ernüchternden Marktsignalen werden in Auktionen aber trotzdem weiter Millionen umgesetzt. Der höchste bekannt gewordene Betrag belief sich bisher auf etwa 7 Millionen US-Dollar.

Google hat nun für einen Rekord gesorgt. Aus der offiziellen Versteigerung von .app ist der Suchkonzern mit genau 25.001.000 US-Dollar als Sieger hervorgegangen. Die Endung war mit ursprünglich 13 und später zwölf Bewerbern die begehrteste neue TLD. Zu den anderen .app-Interessenten gehörten Schwergewichte der Branche wie Donuts mit seinen 300 Bewerbungen, aber auch Amazon.

Gibt es mehrere Bewerber um eine TLD, wird diese standardmäßig in einer offiziellen ICANN-Auktion versteigert, was unter Vertretern der Zivilgesellschaft für Kritik sorgt. Der Erlös fließt an die Internetverwaltung ICANN. .app ist die bisher elfte Auktion, in den zehn vorherigen Runden wurden durchschnittlich 3,5 Mio. US-Dollar gezahlt.

Die von der ICANN veröffentlichte Liste erzählt aber nur die halbe Wahrheit. In den meisten Fällen einigen sich alle Interessenten auf eine Privatauktion. Das charmante dabei: der Gewinnerbetrag wird unter den unterlegenen Bietern aufgeteilt. Der Betrag wird nicht standardmäßig publik gemacht. In der Branche heißt es aber, dass auch hier in der Regel Millionen umgesetzt werden, sodass die unterlegenen Bieter ihre Aufwendungen nicht nur wieder wettmachen können, sondern mit ordentlichen Gewinnen aussteigen.

Am Freitag kam nun auch .gmbh unter den Hammer, teilte eine mit dem Vorgang vertraute Quelle gegenüber heise online mit. Die TLD war ein Zankapfel in der deutschen TLD-Landschaft gewesen. Die zwei deutschen Bewerber wollten Domains nur an tatsächliche GmbHs im D-A-CH-Bereich vergeben, die drei US-Bewerber planten keine solchen Einschränkungen. Unter anderem hatten sich die Regierungen der deutschsprachigen Ländern mit einem eindringlichen Appell an die ICANN gewandt und sich für die Konzepte der deutschen Bewerber ausgesprochen. Der Berliner Interessent hatte eine Community-Bewerbung eingereicht, die ihm Vorrang vor allen anderen Interessenten sichern sollte. Er war damit gescheitert, hatte aber bis zuletzt noch gekämpft. Er äußerte zuletzt unter anderem den Verdacht, dass Google einen unzulässigen Einfluss auf die ICANN-Prozesse haben könnte.

In einer privaten Auktion wurde die Endung nun versteigert. Über die Details sei Stillschweigen vereinbart worden. Es war nur in Erfahrung zu bringen, dass einer der US-amerikanischen Anbieter das Rennen gemacht hat. Zu denen gehörten Google, der TLD-Gigant Donuts und das etwas kleinere Unternehmen Straat Investments.

Google hat sich ursprünglich um 101 eigene TLDs beworben und ist damit der zweitgrößte Bewerber. Der Suchkonzern interessiert sich für Markenendungen wie .youtube, aber auch für TLDs mit allgemeinen Begriffe wie .blog, .ads oder eben .app. Bisher auf dem Markt sind erst die drei Endungen .how, .soy und die japanische Entsprechung von "jeder". Was Google mit seinem geplanten Portfolio vorhat, ist die große Unbekannte im TLD-Geschäft. Für Aufruhr in der Branche sorgte die Vorstellung der eigenen Registrar-Tochter Google Domains im Sommer des vergangenen Jahres.

Gegen die Google-Bewerbung um .app hatte es einen Einspruch des Regierungs-Beirats GAC (Governmental Advisory Committee) gegeben. Der hatte befürchtet, dass der Suchkonzern Registrierungen von Domains über ein so genanntes Single-Registrant-Modell unzulässig einschränken will. Die ICANN sprach deswegen ein Machtwort und legte fest, dass solche Modelle bei Endungen mit allgemeinen Begriffen nicht erlaubt sind.

Laut dem noch gültigen, ursprünglichen .app-Antrag von Google sollen Domains nur an App-Entwickler vergeben werden. Das soll über ein noch zu entwickelndes Verfahren sichergestellt werden. Wann die neue Endung starten wird, ist noch offen. Als nächster Schritt steht nun der Abschluss eines Betreiber-Vertrags zwischen der ICANN und Google an. (mho)