Orten per Akku

Forschern ist es gelungen, ein Mobiltelefon mit Android-Betriebssystem nur über seinen Stromverbrauch zu lokalisieren.

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Forschern ist es gelungen, ein Mobiltelefon mit Android-Betriebssystem nur über seinen Stromverbrauch zu lokalisieren.

Moderne Handys lassen sich dank eingebauter Funkchips bekanntermaßen leicht orten. Das ist praktisch zum Navigieren an unbekannte Orten und liefert dem Nutzer stets ortsgenaue Infos – hat aber auch potenziell negative Auswirkungen auf die Privatsphäre, was von Marketingfirmen über Geheimdienste bis hin zu Kriminellen gerne "genutzt" wird.

Doch was ist, wenn WLAN, der Nahbereichsfunk Bluetooth und die Satellitennavigationstechnik GPS technisch abgeschaltet sind und auch eine Erfassung über die Funkzelle beim Mobilfunkanbieter ausgeschlossen ist? Dann sollte der Nutzer doch eigentlich sicher sein, möchte man meinen.

Die Ergebnisse des "Batteriehacks" waren nachvollziehbar.

(Bild: Stanford University)

Ein Team am Institut für Informatik der Stanford University hat nun zusammen mit Forschern beim israelischen Rüstungsunternehmen Rafael gezeigt, dass auch dann ein Tracking grundsätzlich möglich ist – und zwar über den Batterieverbrauch des Handys. Ihr Verfahren haben die IT-Wissenschaftler "Powerspy" genannt: "Power" für Strom und "Spy" fürs Spionieren. Der Name symbolisiert zudem die potenzielle Mächtigkeit des Ansatzes.

Technisch ist der Ansatz vergleichsweise einfach. Das Prinzip: Je weiter sich ein Smartphone von einer Basisstation wegbewegt und je stärker das Signal störende Objekte überwinden muss, desto mehr Energie wird auch für die Aufrechterhaltung des notwendigen Kontakts zur Mobilfunkzelle benötigt. Dies lässt sich wiederum kartografieren – Batterieverbräuche werden Entfernungen zugeordnet. Das Stanford-Team entwickelte aus dieser Idee ein Schadprogramm für Googles Android-Betriebssystem.

Android-Handy mit Stromsparmodus: Wenige Daten sind zur Ortsbestimmung notwendig.

(Bild: Samsung)

Das für den Nutzer Perfide: Die App fragt nicht nach Zugriff auf GPS und bittet auch nicht um die Zulassung der Standortabfrage per WLAN, Bluetooth und Mobilfunknetz. Das Einzige, was sie benötigt und vom Nutzer haben muss, ist ein Zugriff auf die an sich harmlosen Akkudaten und ein Internet-Zugang. In den Algorithmus der App hatten die Forscher zuvor die Standortdaten der Basisstationen eingefüttert – mittels maschinellem Lernen.

Ganz optimal ist der Ansatz noch nicht, doch die Wissenschaftler von Stanford University und und Rafael sind bereits weit gekommen: Anhand des Akkuverbrauchprofils konnte das Team einen Nutzer in einer Versuchsanordnung mit 90-prozentiger Genauigkeit verfolgen.

So genau wie dieser GPS-Trace sind Batteriedaten nicht – aber genau genug.

(Bild: Aaron Parecki / Flickr / cc-by-2.0)

Das ist auch deshalb erstaunlich, weil auch andere Aktivitäten auf dem Handy – vom Browsen im Web bis zum Spielen – die Leistungsaufnahme beeinflussen. Damit dies das Tracking nicht tangiert, werden spezielle Filter benötigt, die die Forscher entwickelt haben.

Es gibt aber auch noch entscheidende "Nachteile", weshalb man sich als Otto Normalnutzer zunächst keine Sorgen machen muss: Die Schadsoftware muss an das jeweilige Handy angepasst sein. Und selbst bei Geräten einer Bauart kann es Unterschiede zwischen verschiedenen Landesversionen geben. Doch das ist letztlich nur eine Frage der Datenbasis. (bsc)