Drohne fliegt mit Gedankenkraft

Mit einem EEG-Headset ist es möglich, unbemannte Flugkörper zu kontrollieren. Das hat ein Drohnenhersteller zusammen mit verschiedenen Unis gezeigt.

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Mit einem EEG-Headset ist es möglich, unbemannte Flugkörper zu kontrollieren. Das hat ein Drohnenhersteller zusammen mit verschiedenen Unis gezeigt.

Ein europäisches Wissenschaftlerteam, an dem auch Forscher der TU München beteiligt sind, will unbemannte Fluggeräte über ein neuartiges Gehirn-Interface steuerbar machen. Nur per Gedankenkraft könnten Piloten dann in wenigen Jahren Drohnen lenken.

Das Verfahren arbeitet mit einer Sensorkappe, die der am Boden sitzende Kapitän tragen muss und die die Gehirnströme per Elektroenzephalografie (EEG) misst. Die ermittelten Gehirnströme übersetzt ein Algorithmus in Kommandos für die Drohne. Diese steuern dann die Maschine beispielsweise nach links oder nach rechts.

Drohne von Tekever.

(Bild: Tekever)

Im sogenannten Brainflight-Projekt arbeiten die deutschen Forscher mit dem portugiesischen Kommunikationstechnik- und Drohnenhersteller Tekever zusammen. Beteiligt sind außerdem Eagle Science aus den Niederlanden und die portugiesische Champalimaud Foundation.

Erste Erfolge kann das Projekt bereits vorweisen: Bei einem Versuch steuerte ein Pilot auf diese Weise eine Minimaschine über einen kleinen Flughafen in Portugal, der zuvor abgesperrt worden war. Um soweit zu kommen, musste der "Gehirnpilot" allerdings zunächst in einem Simulator am PC-Bildschirm trainieren. Es dauerte Monate, bis er die Steuerung sicher genug beherrschte. Die Technik könnte unter anderem eingesetzt werden, um Menschen mit Behinderungen das Fliegen zu erlauben, hofft das internationale Forschungskonsortium.

EEG-Darstellung: Die Daten sind mittlerweile genau genug.

(Bild: Wikipedia / Der Lange / CC-BY-SA-2.0)

Ricardo Mendes, Chief Operating Officer (COO) bei Tekever, glaubt, dass Menschen eines Tages Flugzeuge fliegen könnten, "wie sie schon heute Aktivitäten des täglichen Lebens wie Gehen oder Rennen durchführen". Brainflight repräsentiere den Anfang eines "riesigen Schrittes" hin zu Veränderungen im Flugsektor, sagte er der britischen "BBC". Man plane dafür "hochinnovative" Produkte, lockt er.

Bis es soweit ist, stehen die Wissenschaftler allerdings noch vor gewaltigen Herausforderungen. Dazu gehört die Verfeinerung der Algorithmen. Schon jetzt kann die Technik nicht zum Fliegen selbst passende Gedanken auf eine bestimmte Art "ausfiltern" – erkennt das System, dass der Pilot abgelenkt ist, übernimmt der Computer mit einem stabilen Kurs, wie man das von einem Autopilot in Verkehrsmaschinen kennt.

Pilot mit EEG-Kappe.

(Bild: Screenshot BBC TV)

Mendes betonte gegenüber der "BBC", man sehe "Algorithmen vor, die verhindern, dass böse Dinge passieren". Die Technik entwickele sich weiter und auch die regulatorische Seite entwickle sich weiter. Der Tekever-COO ist fest davon überzeugt, dass es in absehbarer Zeit Jets ohne Piloten geben wird. "Die Frage ist nicht ob, sondern wann."

Passagiermaschinen ohne Piloten – oder mit einem Piloten am Boden – dürften allerdings wohl kaum den Anfang machen. Stattdessen dürften Frachtflugzeuge die ersten "Unbemannten" sein, genauso wie man dies heute von Drohnen für Militär und Forschung kennt. (bsc)