Türkei blockiert Website von "Charlie Hebdo"

Knapp zwei Monate nach den terroristischen Anschlägen von Paris hat die Türkei die Webseite des Satiremagazins "Charlie Hebdo" sperren lassen – wegen der "Beleidigung religiöser Gefühle". Insgesamt fast 70.000 Seiten sind in dem Land nun gesperrt.

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Türkei blockiert Website von "Charlie Hebdo"

Ein altes Mohammed-Cover von Charlie Hebdo

(Bild: Gerry Lauzon, CC BY 2.0)

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Nach der Aufnahme Dutzender Webseiten – darunter auch der des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" – auf die Zensurliste, blockiert die Türkei inzwischen fast 68.000 Webseiten. Wie die Hürriyet Daily News schreibt, ist das die Folge eines Gerichtsbeschlusses von vergangener Woche, der die Sperrung durchgesetzt hatte. Betroffen sei neben Charlie Hebdo auch die Seite der einzigen Atheisten-Vereinigung des mehrheitlich muslimischen Landes sowie zwei sehr populäre Foren und einzelne Seiten des Nachrichtenportals T24, das die Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo veröffentlicht hatte.

Seit Freitag erhalten Nutzer in der Türkei demnach nun eine Fehlermeldung, wenn sie eine der betroffenen Seiten öffnen wollen. Begründet werden die Sperren im Antrag der nationalen Telekommunikationsbehörde mit den "Gefahren für den öffentlichen Frieden", den derartige "Beleidigungen gegen religiöse oder heilige Werte" bedeuten würde. Nach Angaben der Webseite Engelliweb.com, die sich mit Internetzensur in der Türkei befasst, sind die meisten der fast 70.000 blockierten Inhalte pornografischer Natur, es befinden sich aber auch politische Angebote darunter.

Während das erste Titelbild von Charlie Hebdo nach den terroristischen Anschlägen bereits von Blockaden betroffen war, sei der Schritt für die nicht einmal ein Jahr alte Atheistenvereinigung Ateizm Derneği ein Novum, schreibt die Hürriyet Daily News. Deren Sprecher habe auch bereits auf alternative Domains hingewiesen, die weiterhin zugänglich seien. Nutzer sollten sich dort nun ein Bild machen, ob sie tatsächlich gegen Gesetz verstoße.

Im Januar hatten Islamisten die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris angegriffen und zwölf Menschen ermordet. In der Ausgabe nach dem Anschlag veröffentlichte das Magazin auf seiner Titelseite erneut eine Karikatur des Propheten Mohammed. Der hält das Schild "Je suis Charlie", mit dem Menschen in aller Welt ihre Solidarität mit dem Magazin ausgedrückt und für die Pressefreiheit demonstriert hatten. An einem Trauer- und Solidaritätsmarsch in Paris hatte auch der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu teilgenommen. (mho)