Die Sonne fotografieren: Sonnenfinsternis am 20. März

Am 20. März 2015 ab etwa 9.30 Uhr können wir unter anderem in Deutschland das seltene Schauspiel einer 70- bis 80-prozentigen Sonnenfinsternis verfolgen. Mit einigen Sicherheitsvorkehrungen und unseren Fototipps ergibt das ein tolles Fotomotiv.

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Die Sonne fotografieren: Sonnenfinsternis am 20. März

(Bild: Claus-Dieter Jahn, Leipzig)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Rolf Hempel

Nur ausgesprochene SoFi-Enthusiasten werden am 20. März eine Schiffsreise zur Totalitätszone im Nordatlantik auf sich nehmen. Für alle anderen wird es bei einer partiellen Finsternis bleiben – aber was für eine! 70 bis 80 Prozent der Sonne wird vom Mond abgedeckt sein, das Spektakel beginnt in Deutschland etwa um halb Zehn und dauert bis kurz vor Mittag.

Sonnenfinsternis am 20. März 2015


Aber Achtung: Bei einer Sonnenfinsternis ist größte Vorsicht geboten beim Fotografieren! Die Sonne hoch am Himmel überfordert mit ihrem gleißend hellen Licht jeden Kameraverschluss und Sensor. Schießt man ohne besondere Vorkehrungen trotzdem ein Foto, ist die Kamera danach womöglich nicht mehr zu gebrauchen. Noch gefährlicher ist ein kurzer Blick durch den optischen Sucher einer Spiegelreflexkamera. Er führt fast unweigerlich zu schweren Augenschäden, im schlimmsten Fall zur Erblindung.

Deshalb muss jede Kamera und jedes Teleskop, das Richtung Sonne zeigt, mit einen Sonnenfilter ausgerüstet sein, der die enorme Helligkeit auf ein kameraverträgliches Maß reduziert. Die preiswerteste und sicherste Lösung für Kameras besteht darin, die Eintrittsöffnung des Kameraobjektivs mit einer speziellen aluminisierten Filterfolie abzudecken.

Verwenden Sie nicht irgendeine aluminisierte Folie, wie etwa die Rettungsfolie aus dem Verbandskasten. Außer einer deutlich schlechteren optischen Qualität besteht hier die Gefahr einer unzureichenden Abschwächung von Ultraviolett und Infrarotstrahlung. Eine qualitativ hochwertige Folie ist unter dem Produktnamen AstroSolar in verschiedenen Größen erhältlich. Sie kostet etwa 25 Euro in A4-Größe. Die Bauanleitung finden Sie hier in unser Bilderstrecke.

Sonnenfilter selber basteln (4 Bilder)

Die Folie wird mit doppelseitigem Klebeband zwischen zwei Pappringe geklebt, die das optische Eintrittsfenster bilden. Hierbei darf die Folie weder unter Spannung stehen noch Falten werfen. Beides würde die Bildschärfe reduzieren. Eine leichte Welligkeit der Folie mindert die Bildqualität hingegen nicht. Vor dem Verkleben mit dem ersten Ring fixiert man die Ecken der Folie am besten mit Tesafilm auf der Bastelunterlage.


Die Sonne überdeckt am Himmel nur einen recht kleinen Winkel. Der kleine Finger einer ausgestreckten Hand kann sie leicht komplett verdecken. Für Übersichtsbilder der ganzen Sonne reicht auch eine normale Kamera mit Teleobjektiv. Das kann eine Bridge-Kamera mit Superzoom sein, wie zum Beispiel eine Panasonic Lumix DMC-FZ200. Formatfüllend bekommt man die Sonne damit nicht ins Bild, aber erste Oberflächendetails wie große Sonnenflecken werden bereits sichtbar

Noch besser klappt es mit Spiegelreflexkamera und Teleobjektiv. Umgerechnet auf das Kleinbildformat sollte die Brennweite möglichst über 400 mm liegen. Besonders praktisch sind Spiegel-Teleobjektive, die auch mit 500 oder 1000 mm Brennweite noch sehr kompakt und erschwinglich sind. Legendären Ruf bei Amateurastronomen genießt das russische Maksutov-Spiegelobjektiv vom Typ MTO-11CA, besser bekannt unter dem Spitznamen Russentonne. Es hat 1000 mm Brennweite bei Blende 10 und gehört schon fast zur Standardausrüstung von Sonnenfinsternis-Fotografen.

Der sehr steile Helligkeitsgradient in der Korona einer totalen Sonnenfinsternis lässt sich
durch Montage von Aufnahmen mit großer Variation der Belichtungszeit ausgleichen. Ähnlich
der HDR-Technik wurden hier Einzelbilder mit Belichtungszeiten zwischen 1/1000 s und 1/8 s
mit dem Larson-Sekanina-Filter der kostenlosen Software Fitswork kombiniert. Als Objektiv
diente das Rubinar 1:5,6/500 mm.

(Bild: Klaus-Dieter Fischer, Mühlhausen)

Bei einer partiellen Sonnenfinsternis wie der nun anstehenden ist es reizvoll, mit einer derart ausgerüsteten Kamera den gesamten Phasenverlauf zu dokumentieren. Bereits vor der Finsternis wird die optimale Belichtung eingestellt. Da die helle Sonne nur einen kleinen Teil des Bildes einnimmt und der Rest dunkel ist, taugt die Belichtungsautomatik womöglich nicht. Sofern die Kamera eine manuelle Belichtungssteuerung erlaubt, sind Probeaufnahmen bei niedriger ISO-Zahl der bessere Weg. Die so gefundene Einstellung gilt dann so lange, bis durchziehende Wolken oder eine deutliche Änderung der Sonnenhöhe Korrekturen erfordern.

Mit dem Zeitpunkt, zu dem die dunkle Mondscheibe beginnt, sich vor die Sonne zu schieben, geht es los. In möglichst gleichmäßigen Zeitabständen, zum Beispiel alle zehn Minuten, wird ein Bild aufgenommen. Falls die Kamera auf einem Stativ steckt und die Sonne formatfüllend auf dem Bild erscheinen soll, muss natürlich zwischen den Aufnahmen der weiter wandernden Sonne nachgeführt werden. Die Serie endet, wenn die Sonne wieder ohne Mondabdeckung ungehindert strahlt.

Auch wenn wir uns am Finsternistag über gutes Wetter mit wolkenfreiem Himmel freuen, können durchziehende Wolken den Sonnenfotos durchaus eine besondere Stimmung verleihen. Die Nachregulierung der Belichtungszeit sollte man in diesem Fall allerdings lieber einer Automatik überlassen.

Je nach der verwendeten Filterfolie hat die Sonnenscheibe einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Farbstich, der sich leicht in der Bildbearbeitung korrigieren lässt. Das Licht der hochstehenden Sonne ist eigentlich weiß. Ästhetisch ansprechender wirkt das Sonnenbild in einer leichten Gelbtönung.


Wer Gefallen daran gefunden hat, die Sonne als Motiv abzulichten, findet in unserem Foto-Club den kompletten Artikel von Rolf Hempel. Der Autor schildert hier unter anderem, wie man professionelle Sonnenfotos mit Teleskopen ablichten kann, wie man die ISS als Motiv ins Bild bekommt und welche Vorteile Hα-Teleskope bieten. (tho)