Der Tag als der Mini kam: 50 Jahre PDP-8

Der „Programmed Data Processor“ PDP-8 von Digital Equipment, der am 22. März 1965 vorgestellt wurde, führte die Kategorie des Minicomputers in die IT-Welt ein.

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Der Tag als der Mini kam: 50 Jahre PDP-8

(Bild: Computer History Museum, Mountain View)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Ralf Bülow

Was heute vor 50 Jahren genau passierte, ist nicht überliefert, man weiß nur, dass die Elektronikfirma Digital Equipment, die in einer ehemaligen Textilfabrik in Maynard (US-Bundesstaat Massachusetts) saß, in New York ihr neuestes Produkt enthüllte, den Transistorrechner PDP-8. Die Abkürzung stand für "Programmed Data Processor", und Firmenchef Ken Olsen hatte diesen Ausdruck gewählt, da seine Kapitalgeber die risikoreiche Herstellung von "Computern" nicht unterstützt hätten.

Die Digital Equipment Corporation, kurz DEC, fertigte nach ihrer Gründung im Jahr 1957 zunächst Module mit digitalen Schaltkreisen. 1960 lieferte sie den ersten programmierbaren Datenverarbeiter aus, die 120.000 US-Dollar teure und mit einem kreisrunden Monitor versehene 18-Bit-Maschine PDP-1. 1962 folgte die PDP-4, die langsamer rechnete, aber nur noch 65.000 US-Dollar kostete. Mit einem neuen Schaltkreis-Typ ausgestattet, den Flip Chips, wurde sie 1964 als PDP-7 angeboten.

In den frühen 1960er Jahren bearbeiteten die DEC-Ingenieure Gordon Bell und Edson de Castro einen Auftrag des kanadischen Atomforschungszentrums Chalk River, das einen Analog-Digital-Konverter benötigte. Bell hatte die Idee, für diesen Zweck kein Einzelgerät, sondern gleich einen kompakten 12-bit-Computer zu bauen, der 1963 mit einem Preis von 27000 US-Dollar auf den Markt kam. Das war die PDP-5 (PDF), von der DEC bis 1967 über 100 Exemplare absetzte.

Die PDP-5 führte dann in direkter Linie zu PDP-8, dem "$18.000 digital computer", wie es Ende 1964 in einem Faltblatt (PDF) hieß. Für sein Geld bekam der Käufer eine kühlschrankgroße 12-Bit-Maschine mit einem Arbeitsspeicher von 4096 Datenwörter und 1,6 Mikrosekunden Zykluszeit, dazu einen FORTRAN-Compiler und für die In- und Outputs einen Teletype-Fernschreiber.

Bis März 1965 lagen bereits 45 Bestellungen für den neuen Computer vor, Anfang April das Doppelte; in jenem Monat wurde auch die erste PDP-8 an einen Kunden geliefert. Bis zur Einstellung der Produktion im Jahre 1968 verkaufte Digital Equipment 1450 "Straight Eights". Danach erschienen unter Beibehaltung der Architektur das Modell PDP-8/I – das große I weist auf die integrierten Schaltungen hin – und in den 1970er Jahren unter anderem die Typen E, M, F und A.

In den späten 1970ern war die Chiptechnik so weit, dass ein Mikroprozessor eine PDP-8-Zentraleinheit emulieren konnte, und so brachte DEC die Desktop-Geräte VT78 und DECmate heraus. Je nach Zählweise entstanden so bis 1990 zwischen 50.000 und 300.000 Mitglieder der großen PDP-8-Familie. Sicher ist, dass Ken Olsen und seine Mitstreiter damit eine neue Computerkategorie unterhalb der Mainframes schufen, die auch für kleinere Betriebe, Ämter, Forschungs- und Uni-Institute erschwinglich war.

Der Erfolg der PDP-8 rief weiterer Hersteller für Minicomputer auf den Plan wie Varian, Prime Computer, Honeywell oder Data General, eine Gründung von Edson de Castro. Für die Digital Equipment Corporation begann ein Höhenflug, der sie in den 1980er Jahren zum zweitgrößten Computerhersteller der USA machte. 1992 musste Ken Olsen aber den Chefsessel räumen, und sechs Jahre später wurde DEC vom PC-Bauer Compaq geschluckt. Einige "Classic PDP-8" überlebten das Ende der Firma und können etwa im Museum technikum29 bei Frankfurt und in der Universität Stuttgart bewundert werden. (tho)