Verteidigungsministerium leiert neue Kampfdrohnen-Debatte an

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat Pläne bekräftigt, nach denen die Bundesrepublik Deutschland gemeinsam mit Italien und Frankreich eine Kampfdrohne entwickeln soll. Das sorgt für Aufregung.

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Verteidigungsministerium leiert neue Kampfdrohnen-Debatte an

Kampfdrohne Neuron

(Bild: Dassault Aviation)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Deutschland will an der Entwicklung einer Kampfdrohne mitarbeiten. Diese von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen bereits Mitte 2014 geäußerte Absicht wird jetzt noch einmal diskutiert. Hintergrund bilden die Fortschritte bei der Entwicklung der Drohne Neuron.

Parallel zu der beabsichtigten Beteiligung Deutschlands an diesem Projekt soll bis zum Sommer entschieden werden, wie eine "Zwischenlösung" aussehen kann, bis die deutsch-französisch-italienische Drohne einsatzbereit ist. Mit der Unterrichtung der Fachleute der vier Bundestagsfraktionen durch die Rüstungsstaatssekretärin Katrin Suder hat eine neue Drohnendebatte begonnen. Gegenüber Spiegel Online erklärte die grüne Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger, dass die Debatte über die Anschaffung von Kampfdrohnen verschleiert geführt werde. Gegenüber der dpa betonte Linken-Verteidigungsexpertin Christine Buchholz, dass Deutschland und die Europaische Union sich "nicht am völker- und menschenrechtswidrigen internationalen Drohnenkrieg" beteiligen dürfen.

Das Projekt einer europäischen waffenfähigen Drohne soll am heutigen Dienstag auf einem Treffen des deutsch-französischen Ministerrates eines der wichtigen Gesprächsthemen sein. Bereits zur ILA 2014 war es unter dem Namen MALE2020 diskutiert worden.

In Frankreich hat der Hersteller Dassault Aviation die ersten Tests mit der Neuron abgeschlossen. Diese europäische Drohne wird nun in Italien bei Alenia Airmacchi weiter getestet, ehe es weiter nach Schweden geht, wo der Flugzeugbauer Saab die Testreihen komplettieren will. Saab ist für die Entwicklung des Flugzeugrumpfes der Kampfdrohne zuständig, während die Flügel von der spanischen EADS-Tochter Casa kommen. Weiterhin sind die Schweizer RUAG und die griechische Hellenic Aerospace Industry am europäischen Demonstrator beteiligt. Zwischen 2020 und 2025 soll das System voll einsatzfähig sein.

Bis die europäische Drohne oder als mögliche Alternative das französisch-britische Future Combat Air System (FCAS, mit Beteiligung von BAE, Dassault, Rolls-Royce, Safran und Thales) einsatzbereit ist, wird sich die Bundeswehr entscheiden müssen, ob als Zwischenlösung eine bewaffnungsfähige Drohne gemietet oder gekauft werden soll. Zur Auswahl stehen die jeweils neuesten, waffenfähigen Drohnen Heron TP aus Israel und Predator B aus den USA. In Afghanistan setzt Deutschland derzeit angemietete Heron-Drohnen unter dem Namen SAATEG Zwischenlösung ein, die allein für Aufklärungsflüge geeignet sind. Erst in der vergangenenen Woche wurde nach Zustimmung des Verteidigungsausschusses der Mietvertrag für dieses "System zur abbildenden Aufklärung der Tiefe des Einsatzgebietes" bis Februar 2016 verlängert. (anw)