ConHIT 2015: Daten als Allheilmittel

Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz und Blogger Sascha Lobo haben in Berlin die 8. ConHIT eröffnet. Die erneut gewachsene Messe hat mit mobile Health und einem AppCircus einen neuen Ausstellungsbereich bekommen.

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ConHIT 2015: Daten als Allheilmittel

Sascha Lobo hat den Ernst der Lage erkannt.

(Bild: heise online/Borchers)

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Von
  • Detlef Borchers

Zum Auftakt der dreitägigen Messe für IT im Gesundheitswesen ConHIT am Dienstag in Berlin stand das geplante eHealth-Gesetz der großen Koalition im Mittelpunkt. Die Gesundheitspolitikerinnen Katja Leikert (CDU/CSU) und Saskia Esken (SPD) verteidigten die geplante Beschleunigung des Aufbaus der telematischen Infrastruktur im Gesundheitssektor. Staatssektretärin Annette Widmann-Mauz kündigte weitere Unterstützung an, etwa eine Anschubfinanzierung bei Einführung der digitalen Patientenakte.

Blogger Sascha Lobo warnte hingegen vor Plattformen wie Google, "an denen niemand vorbeikommt", und ermahnte die anwesenden Spezialisten, zur Datengläubigkeit der Nutzer und zur Hybris der Industrie einen kritischen Gegenpol zu bilden. Für Lobo ist die Datenbegeisterung ein Teil des digitalen Lebensstils – Stichwort "Quantified Self" – und macht auch Spaß: "Es gibt keine Grenzen, was die Datenbegeisterung bei der Gesundheit angeht".

Wenn IT-Riesen wie IBM oder Google ihre Plattformen mit den Daten füttern, schlage die Zeit der IT-Spezialisten. "Die Aufklärung über die Hybris der Datenwirtschaft wird Ihre Aufgabe sein", forderte Lobo seine Zuhörer auf. "Sie müssen darüber diskutieren, was wir als Gesellschaft wollen." IT-Spezialisten müssten hier die Verantwortung übernehmen. Die Bedeutung der Gesundheitsdaten werde zu einer sehr stark emotionalisierten Debatte führen, wenn sich Ideen wie das Designerbaby von 23andme "verselbstständigen".

Der Politik ist derweil offenbar vor allem an Tempo bei der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) gelegen. Leikert schwärmte von einer Zukunft, in der es neben den Notfalldaten auf der eGK den eImpfpass, den eMutterpass und die elektronische Patientenakte geben wird. Ihrer Meinung nach werden Ärzte in der telematischen Infrastruktur mit zusätzlichen 55 Cent pro eArztbrief und 1 Euro für den eEntlassbrief gut bezahlt – was für den zunächst kommenden Notfalldatensatz und der Medikationsplan gezahlt wird, ließ sie offen.

SPD-Expertin Esken machte sich vor allem für die Digitale Agenda der Bundesregierung als Beschleuniger der digitalen Medizin stark: "Die Politik hat sich auf den Weg gemacht." Gesundheits-Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz erklärte, dass der digitaler Fortschritt in Deutschland gerade bei der telemedizinischen Infrastruktur zur unmittelbaren Steigerung der Lebensqualität der Menschen führen werde. Die aktuellen Vorbereitungen der Gematik zum Online-Abgleich der Versicherten-Stammdaten würden immer wieder mal ins Stocken kommen, "doch wir machen Tempo, auch durch das Setzen klarer Fristen". (vbr)