Die Herde zieht weiter: GNU Hurd 0.6

Seit Jahren arbeiten Entwickler im GNU-Projekt daran, eine Ersatz für den Kern des Unix-Systems zu schaffen. Erreicht hat das Projekt GNU Hurd nun die Version 0.6.

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Kuh, Rind
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Von
  • Ralph Hülsenbusch

GNU Hurd 0.6 ist lange gereift: Die Entwickler des Ersatzes für den UNIX-Kern haben sich mit der Version 0.5 über anderthalb Jahre Zeit gelassen. Neben Fehlerbereinigungen und einigen kosmetischen Änderungen gibt es wenig Neues: Die bisherigen eingebauten Packer/Entpacker gz und bz2 (GNU Zip und B(SD) Zip 2) mussten zugunsten der Bibliotheken libz und libbz2 weichen. Mit dem Werkzeug fakeroot sollen sich nun einfacher als bisher Softwarepakete bauen lassen, portinfo und rpctrace besser wie zuvor beim Entwanzen von Code helfen.

Noch läuft GNU Hurd nur in einer 32-Bit-Architektur, eine Version für x86_64 sei in Vorbereitung, heißt es in den Release Notes. Der Init-Prozess besteht jetzt aus zwei Komponenten, dem Startup Server und einem, dem UNIX -(SysV)-System entsprechenden Initialisierungsprogramm namens init.

Voraussetzung für GNU Hurd 0.6 sind der der Microkernel GNU Mach 1.5 und die GNU C-Bibliothek (glibc). Als Plattform eignet sich die Linux-Distribution Debian GNU/HURD. Außerdem lässt sich der Kernel in einer virtuellen Maschine auf dem Hypervisor Xen betreiben.

Im gemeinsamen Einsatz: GNU und Linux

(Bild: gnu.org)

Wer das Erscheinen von GNU Hurd 0.6 bewerten möchte, kommt um ein wenig Geschichtslektüre nicht herum. Schließlich handelt es sich um ein Projekt, bei dem es darum geht, auf Grundlage eines Microkernels Kernkomponenten eines Betriebssystem bereitzustellen. Das 1983 von Richard M. Stallmann aus der Taufe gehobene GNU-Projekt (GNU is Not Unix) hat sich zum Ziel gesetzt, ein Betriebssystem zu schaffen, das frei von fremden Lizenzen und flexibler ist als das damals von AT&T unter Lizenz gehaltene UNIX.

Dem gegenüber ist GNU-Hurd jung, es entstand 1991 und kam erst 1996 mit der ersten Release heraus. GNU Hurd ist kein eigenständiges Betriebssystem. Es braucht den Microkernel Mach und baut darauf eine Reihe von sogenannten Servern auf. Sie implementieren Dateisysteme, Netzwerkprotokolle, Zugriffsregelungen und anderes, was UNIX-artige Betriebssysteme wie Linux anzubieten haben.

Beim Namen des Projekts handelt es sich um ein rekursives Akronym: "HIRD of Unix Replacing Daemons" und "HURD of Interfaces Representing Depth", was letztlich wie "herd", deutsch Herde, ausgesprochen wird. (rh)