Know-how Farben (Teil 2): Farbprofil und Displaydarstellung
In der ersten Folge haben wir uns mit dem Nutzen von Profilen und der Relativität der Farbräume beschäftigt. Nun wollen wir sehen, was herauskommt, wenn unterschiedliche Farbräume von Bild und Display ungeschützt aufeinander treffen. Die Ergebnisse sind teilweise überraschend.
- Ralph Altmann
Wie die Farben eines konkreten Bildes auf Ihrem Monitor aussehen, hängt von mehreren Faktoren ab: Vom Farbraum, in dem das Bild vorliegt, vom Farbraum des Monitors, vom Farbprofil, das das Bild mitbringt, und davon, ob Farbmanagement wirkt. Farbraum und Farbprofil des Bildes sollten vernünftigerweise gleich sein, also beispielsweise sRGB – andernfalls ist schon bei der Erstellung etwas schief gelaufen. Sehr oft tritt allerdings der Fall auf (zum Beispiel bei vielen Bildern im Internet), dass ein Bild zwar einen Farbraum hat (es gibt kein Bild ohne Farbraum), doch kein Profil mitbringt. Wenn nun keine stille Verabredung vorliegt (zum Beispiel "Alle Bilder aus dem Internet werden wie sRGB-Bilder behandelt"), dann ist das das gleiche wie ein abgeschaltetes Farbmanagement. Das Bild wird im Farbraum des Displays dargestellt.
Farbtestkeil
Wir haben einen Teststreifen mit 24 Farben vorbereitet. Die Hälfte davon ist hoch gesättigt und liegt am Rand des Farbraums, die andere Hälfte sind Pastellfarben.
Beginnen wir mit dem Fall "Es gibt kein Farbmanagement oder das Bild enthält kein Profil". Die angezeigten Farben hängen somit nur davon ab, wie Ihr Display die RGB-Werte des Bildes interpretiert. Mit anderen Worten: Das Display liefert das Maßsystem, das Bild liefert dazu nur die reinen Zahlenwerte. Auf einem Display mit großem Farbumfang, etwa einem Wide-Gamut-Monitor, ist der Maßstab groß (denken Sie an das „Meter-Universum“ aus der ersten Folge dieser Artikelserie). Somit bewirkt ein konkreter RGB-Wert eine kräftigere dargestellte Farbe als auf einem Display mit kleinem Farbumfang (dem „Fuß-Universum“). Dies gilt auch für andere Ausgabegeräte wie Drucker und Projektoren. Zwei Displays oder Ausdrucke können das gleiche Bild mit ganz unterschiedlichen Farben anzeigen. Dieser Zustand, bei dem das Ausgabegerät mit seinen Fähigkeiten und Darstellungsfehlern das Ergebnis bestimmt, war zu Vor-Farbmanagement-Zeiten die Regel, und ist es heute leider immer noch auf Smartphones und Tablets, die kein Farbmanagement unterstützen.
Allerdings spielt der Farbraum des anzuzeigenden Bildes auch noch eine wichtige Rolle – selbst dann, wenn kein Profil darüber Auskunft gibt oder es kein Farbmanagement gibt. Der Farbraum bestimmt schließlich, wie die Zahlen zustande gekommen sind, die in der Bilddatei stecken, und beeinflusst damit indirekt doch die Displaydarstellung. Spannend wird es, wenn Bilder in unterschiedlichen Farbräumen auf ein Display ohne Farbmanagement treffen. Tun Sie Ihren Freunden (und sich selbst) einen Gefallen, wenn Sie Ihre farbkräftigen Fotos in einem größeren Standardfarbraum, beispielsweise AdobeRGB oder gar Prophoto RGB, auf die Webseite stellen oder bei Facebook hochladen? Natürlich betten Sie das Farbprofil ein – aber das nützt ja nichts, wenn die Bilder auf einem Android- oder Apple-Tablet ohne Farbmanagement angeschaut werden.