E-Autos auf dem Weg zur Normalität

50.000 E-Mobile sind in dem skandinavischen Land mittlerweile zugelassen. Es zeigt sich, dass die Technik im Alltag funktioniert.

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50.000 E-Mobile sind in dem skandinavischen Land mittlerweile zugelassen. Es zeigt sich, dass die Technik im Alltag funktioniert.

In Norwegen sind mittlerweile über 50.000 Elektrofahrzeuge registriert – bei einer Gesamtbevölkerung von nicht einmal 5,2 Millionen Menschen. 20 Prozent aller Neuzulassungen im ganzen Land sind mittlerweile E-Autos. Das ideale Labor also, um den alltäglichen Einsatz zu untersuchen.

Erik Figenbaum vom Institut für Verkehrsökonomie in Oslo hat herausgefunden, dass sich der typische Elektrofahrzeugkäufer mittlerweile nicht mehr vom normalen Neuwagenkäufer unterscheidet. Der Mythos eines reichen E-Auto-Besitzers aus dem wohlhabenden Westen Oslos, der sonst noch zwei Dieselautos in der Garage hat, entspreche nicht mehr der Wahrheit, sagte er dem Sender "NRK". "Käufer von Elektroautos sind mehr und mehr deckungsgleich mit allen Kunden, die sich für Neuwagen interessieren." Das heißt: Es geht längst nicht mehr nur um ökologisches Handeln oder das Interesse an neuer Technik, denn die E-Mobile sind konkurrenzfähig.

Tesla vor dramatischer Kulisse in Norwegen.

(Bild: Norsk Elbilforening / cc-by-2.0)

Außerdem sind die typischen Elektrofahrer in Norwegen mittlerweile keineswegs nur in Städten unterwegs. Oftmals seien es große Haushalte mit Kindern, die am Rand großer Städte lebten und lange Arbeitswege hätten. Unter 7.500 E-Auto-Besitzern gaben sich laut einer Umfrage 91 Prozent "zufrieden" beziehungsweise "sehr zufrieden" mit ihren Fahrzeugen.

Die Zulassungszahlen zeigen außerdem, dass es auf einigen Inseln besonders viele Elektroautos gibt – etwa Finnøy nahe Stavanger. Dort profitieren die Fahrzeugbesitzer von kostenlosen Fähren.

Geglückt ist diese E-Auto-Revolution allerdings vor allem durch staatliche Anreize, sagen Experten: So zahlt man bislang auf Elektrofahrzeuge keine Mehrwertsteuer und genießt diverse Privilegien wie die Gratisnutzung teurer Mautstraßen.

Der Buddy ist ein Elektroauto, das auch in Norwegen produziert wurde.

(Bild: Elbil Norge / cc-by-sa-2.5)

Allerdings muss sich diese Situation nicht bis in alle Ewigkeit fortsetzen. Die derzeit am Ruder befindliche konservative Regierung aus CDU-ähnlichen Rechten und der populistischen Fortschrittspartei hat schon mehrere Versuche gestartet, die E-Auto-Vorteile zurückzufahren. Schon die sozialdemokratische Vorgängerregierung hatte die Privilegien mit einer bestimmten Anzahl an E-Autos auf der Straße verknüpft.

So könnte in den kommenden Jahren die Kfz-Steuer für E-Autos wieder erhöht und die Mehrwertsteuerbefreiung Zug um Zug eingestellt werden. Schon klagen Mautgesellschaften und Fährenbetreiber über die Verluste, die die Elektroautos erzeugen – und fordern vom Staat Ausgleichszahlungen: In den Fjorden im Westen Norwegens, an denen man nur per Autoschiff in die größeren Städte gelangt, gibt es ganze E-Auto-Pendler-Cluster.

Im April wurde das 50.000 Elektroauto in Norwegen zugelassen – für ein kleines Land enorm.

(Bild: Norsk Elbilforening / cc-by-2.0)

Kritik gibt es auch an der Förderung für das Luxus-Mobil Tesla Model S, das selbst in kleineren Städten regelmäßig anzutreffen ist.

Trotzdem zeigt das Beispiel Norwegen, wie es möglich sein kann, Menschen zu motivieren, von Benzin- und Dieselautos auf Stromer umzusteigen – trotz der bekannten Reichweitenängste. Pendelt jemand jeden Tag 60 Kilometer, macht ihm eine E-Kapazität von 120 Kilometern auch keine Angst. Zudem steigt die Reichweite beständig.

(bsc)