Neues Impf-Pflaster setzt auf Mikronadeln

Sich schmerzfrei und einfach gegen Masern impfen lassen, das verspricht ein neues Verfahren aus den USA. Ein stabiles Pflaster injiziert dabei den Impfstoff durch 100 Mikronadeln.

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Sich schmerzfrei und einfach gegen Masern impfen lassen, das verspricht ein neues Verfahren aus den USA. Ein stabiles Pflaster injiziert dabei den Impfstoff durch 100 Mikronadeln.

Besonders für den Einsatz in Entwicklungsländern ist das neue Impf-Pflaster interessant: Spezielles Fachpersonal ist nicht nötig und es lässt sich einfach lagern und verteilen, da es auch bei Temperaturschwankungen intakt bleibt. Die Wissenschaftler des Georgia Institute of Technology (Georgia Tech) und die amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (Centers for Disease Control and Prevention, CDC) bieten mit ihrer Entwicklung ein alternatives Verfahren, das bei der Impfung etwa gegen Masern auf eine Spritze verzichtet. Dadurch bereite auch die Entsorgung weniger Umstände als herkömmliche Impfmittel, betonen die Forscher.

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Das etwa Ein-Euro-große Pflaster wird wie ein Sticker auf die Haut gedrückt. Die Unterseite der Applikation ist mit 100 kegelförmigen Mikronadeln bestückt. Eine Mischung aus einem Polymer, Zucker und dem Impfstoff macht die einen Millimeter langen Nadeln stabil. Liegt das Pflaster auf der Haut dringen die Nadeln in die oberen Hautschichten ein. Innerhalb von rund 15 Minuten geben sie das Medikament ab und lösen sich so auf. Das Pflaster kann dann entfernt werden.

In einer ersten Studie bei Tieren stellte das Forscherteam um den Professor für Chemical & Biomolecular Engineering vom Georgia Tech, Mark Prausnitz, bereits eine starke Immunantwort auf das Pflaster fest. Gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Nebenwirkungen traten nicht auf. Klinische Studien mit Menschen können voraussichtlich 2017 beginnen. Ihren Blick richten die Forscher dabei zunächst auf die Impfung gegen Masern.

20 Millionen Menschen erkranken weltweit laut der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich daran. Im Jahr 2013 starben rund 146.000 Menschen an den Masern, meist Kinder unter fünf Jahren. Seit dem Jahr 2000 konnte aber die damalige Zahl von rund 544.000 um 75 Prozent reduziert werden. Das Ziel der WHO ist es, die Krankheit bis 2020 weltweit zu eliminieren.

Dass diese Infektion nicht nur ein Thema in den Entwicklungsländern ist, zeigen auch aktuelle Entwicklungen in Deutschland. Seit Jahresbeginn erkrankten etwa 880 Menschen allein in Berlin. Bundesweit meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) bis zum Osterwochenende 1465 Masernfälle. Der Wert liegt damit bereits über den 444 Fällen aus 2014. Besonders betroffen sind laut RKI Kinder bis zehn Jahren und junge Erwachsene ab 20 Jahre. Das Institut sieht hier Immunitätslücken: „Da die Masern sehr häufig als 'Kinderkrankheit' wahrgenommen werden, wird an eine Überprüfung des Impfstatus in diesen Altersgruppen häufig nicht gedacht“, heißt es in einer Publikation des RKI.

Welche Auswirkungen das neue Pflaster vom Georgia Tech und den CDC auf die Zahl der Masernfälle haben wird, zeigt sich vermutlich erst in ein paar Jahren. Doch Prausnitz und sein Forscherteam sehen in der Mikronadel-Technologie einen wichtigen Schritt, die Impfabdeckung weiter zu steigern. (jle)