Wie in den 90ern: Millionen US-Bürger gehen noch per Modem ins Netz

Für 2,16 Millionen US-Bürger steht die Zeit still: Sie wählen sich immer noch per 56-KBit-Modem ins Internet ein. Das geht aus dem Quartalsbericht des Internetabieters AOL hervor, den das Unternehmen am vergangenen Freitag veröffentlicht hat.

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AOL CDs für die Modemeinwahl

Einwahl-Software von CD installieren und mit dem Modem online gehen: Diese Zeiten sind anscheinend noch nicht für alle Internet-Nutzer vorbei.

(Bild: Jeran Renz, Lizenz: Creative Commons CC0)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Raimund Schesswendter

Viele US-Amerikaner erleben das Internet wie vor 20 Jahren: Sie wählen sich per Modem über den Dienst AOL ein. Das geht aus dem Quartalsreport von AOL hervor, wie CNN Money berichtet. Diese Kunden surfen mit einer Geschwindigkeit von maximal 56 KBit/s, die durchschnittliche Bandbreite beträgt in den USA 11,4 MBit/s, liegt also rund 200mal höher. Wer sich hierzulande mit dem Smartphone via 3G-Standard im Internet bewegt, ist mit 384 KBit/s etwa siebenmal schneller unterwegs. Moderne Internet-Seiten mit vielen Bildern oder gar automatisch startenden Videos bauen sich entsprechend langsam bei den Modem-Nutzern auf.

AOL gibt an, dass nicht alle den vollen Preis von etwa 15 Dollar pro Monat für die Modemeinwahl zahlen. Einige nutzten auch kostenlose Probe-Accounts. In den 90er und 2000er Jahren überschwemmte AOL auch Deutschland mit Gratis-CDs, die einen kostenlosen Schnupper-Zugang boten. Normalerweise wandelte sich dieser nach einem Monat in ein kostenpflichtiges Abonnement um.

Einer Studie des Pew Research Center von 2009 zufolge geben rund ein Drittel der Modem-Surfer an, der Preis für den Breitband-Anschluss müsse erst fallen, bevor sie wechseln; über die Hälfte waren nicht daran interessiert. Mehr als ein Drittel der Befragten verfügten über ein Einkommen von 50.000 US-Dollar oder mehr im Jahr.

Die Anzahl der Modem-Nutzer bei AOL geht zurück, sie lag 2010 noch bei 4,6 Millionen. In den Zahlen für 2014 verzeichnete der Anbieter nur noch 2,16 Millionen. Demnach verzichten etwa 500.000 Kunden pro Jahr auf die geräuschvolle Internetverbindung.

(rsr)