US-Medien: Axel Springer an Huffington Post interessiert

Bahnt sich kurz nach der spektakulären Übernahme von AOL durch US-Netzbetreiber Verizon der nächste Medien-Megadeal an? US-Berichten zufolge hat der Springer-Verlag mit AOL über die Huffington-Post verhandelt.

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Arianna Huffington

Vor zehn Jahren hat für Ariana Huffington die Erfolgsstory der "Huffpo" begonnen. Schreibt Springer am nächsten Kapitel mit?

(Bild: dpa)

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Der Axel-Springer-Verlag ist laut US-Medienberichten an einer Übernahme des reichweitenstarken Online-Magazins Huffington Post interessiert. Die "Huffpo" steht gerade mit der Übernahme ihrer Muttergesellschaft AOL durch Verizon vor einem Besitzerwechsel. Während der Verhandlungen mit dem US-Netzbetreiber habe AOL auch mit verschiedenen Interessenten über einen Verkauf der Huffington Post gesprochen, berichte das US-Magazin Re/code unter Berufung auf mehrere ungenannte Quellen. Am ernsthaftesten sei dabei mit Springer verhandelt worden.

Springer will solche Gerüchte nicht kommentieren. AOL betont gegenüber Re/Code, dass alle "internationalen Premium-Content-Marken" wie die Huffpo oder TechCrunch im Konzern verbleiben. Doch das US-Magazin bleibt bei seiner Geschichte. Auch andere Medien berichten von Kontakten zwischen Springer und AOL und berufen sich dabei auf eigene Quellen. So heißt es in der Financial Times, Springer habe im vergangenen Jahr sogar ein Angebot für AOL unterbreitet. Auch das Wall Street Journal weiß von einer Kontaktaufnahme seitens Springer zu berichten, ein Verkauf der Huffpo sei für AOL aber kein Thema gewesen.

Neben Springer sollen sich laut Re/code auch einige Investmentfonds für die Huffington Post interessieren. Dabei werde das vor fast genau zehn Jahren von Ariana Huffington gegründete Online-Magazin auf rund eine Milliarde US-Dollar taxiert. AOL hatte die Huffpo 2011 für 300 Millionen übernommen und seither weiter ausgebaut. In den USA ist die Plattform mit ihrer Mischung auf Blogeinträgen, schnellen Nachrichten und Links zu Artikeln anderer Medien sehr erfolgreich.

Seit 2013 gibt es die Huffington Post auch auf Deutsch. Hierzulande arbeitet AOL mit der Burda-Tochter Tomorrow Focus zusammen. Als Herausgeber wurde der Ex-Fernsehmoderator Cherno Jobatey gewonnen; Chefredakteur ist Sebastian Matthes, der von der Wirtschaftswoche kam. In der deutschen Blogosphäre sorgte für ein bisschen Aufregung, dass Ariana Huffington zwar viele Blogger auf ihre Plattform einladen, aber nicht bezahlen wollte.

Das kolportierte Interesse Springers ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Verlag gerne gegen die Gratiskultur im Internet polemisiert, für die auch die Huffpo steht: "Die Huffington Post widerspricht unseren Ansichten von den Urheberrechten der Autoren und den Leistungsschutzrechten der Verlage", sagte CEO Mathias Döpfner vor dem Huffpo-Deutschlandstart der Gründerszene. "Deswegen ist die Huffington Post das Anti-Geschäftsmodell für Journalismus".

Verizon will über 4 Milliarden US-Dollar für AOL auf den Tisch legen. "Unser Hauptinteresse liegt auf der Anzeigenplattform", erläuterte Verizon-Chef John Stratton den Deal. Das hatte sich schon Anfang des Jahres abgezeichnet, als es erste Übernahmegerüchte gab. Auch Re/code berichtet unter Berufung auf seine Quellen, dass Verizon an Anzeigen- und Videoplattformen mehr Interesse habe als an anderen Inhalten. Ein Verkauf oder zumindest ein Joint Venture sei für die Huffington Post also durchaus denkbar. Über andere Marken der AOL-Mediengruppe seien keine Verhandlungen geführt worden.

AOL-Chef Tim Armstrong wollte Verkaufsgespräche gegenüber Re/code nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. "Wir haben mit Partnern über Inhalte und Wachstum gesprochen", zitiert ihn Re/code. "Offensichtlich gibt es großes Interesse an unseren Medienmarken." (vbr)