Urteil gegen "Pillenbande": Sechs Jahre Haft für Viagra-Spammer

Die "Pillenbande" hat mit gefälschten Potenzmitteln, die sie in massiven Spam-Wellen beworben hatte, Millionen gemacht. Das Landgericht Potsdam schickt den Drahtzieher nun in den Knast.

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"Pillenbande": Sechs Jahre Haft für Viagra-Spammer

(Bild: freeimages.com)

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Das Landgericht Potsdam hat den Drahtzieher der sogenannten Pillenbande am Dienstag zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Der heute 45-Jährige soll etwa ab 2008 einen weltweiten Handel mit gefälschten Potenz- und Schlankheitsmitteln aufgezogen haben, wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) berichtet. Drei mitangeklagte Webmaster wurden laut Berliner Morgenpost zu zwei Jahren Haft verurteilt, ein weiterer Komplize erhielt eine Bewährungsstrafe.

Die in China oder Indien hergestellten Pillen habe die Bande, der über 500 Beteiligte angehört haben sollen, mit Unmengen von Spam-Mails beworben. Angeboten wurde, "Viagra diskret" per E-Mail direkt zu bestellen. Dabei hatte der Drahtzieher, der sich 2008 nach Uruguay abgesetzt hatte und die Aktivitäten der Gruppe dann von dort koordiniert haben soll, mit Scheinfirmen operiert und mit zahlreichen Webmastern zusammengearbeitet. Die Gruppe hatte von Brandenburg aus verschiedene Auslandskonten eingerichtet, weshalb das Verfahren in Potsdam anhängig ist.

Rund 300.000 Bestellungen für Potenzmittel oder Appetitzügler hat die Gruppe abgewickelt. Mit den gefälschten Pillen soll die Gruppe in drei Jahren 21 Millionen Euro umgesetzt haben. Von denen ist laut Medienberichten nicht mehr viel übrig – oder die Täter haben sie dem Zugriff der Justiz entzogen. Zwei der ebenfalls verurteilten Webmaster sollen knapp 600.000 Euro an Provisionen erhalten haben.

Der Kopf der Gruppe war 2013 in Uruguay gefasst worden. Uruguay hatte der Auslieferung nur zugestimmt, nachdem die deutschen Behörden zugesichert hatten, dem Mann nur wegen des Pillen-Handels den Prozess zu machen. Damit mussten weitere Ermittlungen, die gegen den 45-Jährigen unter anderem wegen Kinderpornografie liefen, eingestellt wurden. Auch mit dem Diebstahl von Millionen von Kundendatensätzen der Telekom wurde der Mann in Verbindung gebracht.

Noch nicht begonnen hat der Prozess gegen den zweiten Kopf der Gruppe. Der Österreicher hatte sich ebenfalls nach Uruguay abgesetzt und wurde inzwischen verhaftet. Gegen seine Auslieferung hat er Rechtsmittel eingelegt, sodass derzeit nicht klar ist, ob und wann ihm hier der Prozess gemacht werden kann. Im Januar waren bereits zwei weitere Mitglieder der Bande zu Haftstrafen von zweieinhalb und dreieinhalb Jahren verurteilt worden. (vbr)