Fedora 22 mit neuem Paketmanager

Fedora ersetzt den Paket-Manager Yum durch Dnf. Der X-Server läuft aus Sicherheitsgründen nicht mehr als Root; die grafische Anmeldung erfolgt mit Wayland. Erstmals liegt der LXQt-Desktop bei. Die Server-Ausgabe setzt jetzt auf XFS als Standard-Dateisystem.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Bei der Workstation Edition des jetzt erhältlichen Fedora 22 verwendet der Anmeldemanager GDM standardmäßig die Wayland Display Architecture zur Anzeige des Anmeldebildschirms. Falls das aus irgendwelchen Gründen nicht klappt, etwa beim Einsatz der proprietären Grafiktreiber von AMD oder Nvidia, kommt wie bisher der X-Server zum Zuge. Egal Wayland oder X: Der Anmeldebildschirm sieht immer gleich aus.

Fedora 22 (12 Bilder)

Die Fedora 22 Workstation Edition setzt auf Gnome 3.16, das Benachrichtigungen statt am unteren am oberen Bildschirmrand anzeigt.

Der Desktop verwendet standardmäßig den X-Server zur Bildausgabe. Der läuft jetzt nicht mehr mit Root-Rechten, sondern unter dem Benutzerkonto des jeweiligen Anwenders. Das soll die Sicherheit verbessern, denn im X-Server werden immer wieder Sicherheitslücken gefunden, über die sich Angreifer zusätzliche Rechte verschaffen können.

Der X-Server läuft aber nach wie vor mit Root-Rechten, wenn der eingesetzte X-Treiber diese benötigt; das ist etwa beim generischen VESA-Treiber oder den proprietären Grafiktreibern von AMD und Nvidia der Fall.

Wie schon bei Fedora 21 kann man optional am Anmeldemanager den Gnome-Desktop im Wayland-Betrieb starten. Diese Konfiguration soll groben Planungen zufolge bei Fedora 23 zum Standard werden. Viele der Macken, die Gnome im Wayland-Betrieb unter Fedora 21 noch gezeigt hat, sind bei Version 22 verschwunden, aber nicht alle: Beim Scrollen in großen Webseiten etwa reagierte Firefox bei unserem Testsystem spürbar träger.

Die bei Fedora 21 eingeführte Aufteilung in die Spielarten Cloud, Server und Workstation hat das Fedora-Projekt beibehalten; es bezeichnet die drei Ausführungen jetzt allerdings nicht mehr als "Produkte" oder "Varianten", sondern als "Editionen".

Eine grafische Oberfläche richtet nur die Fedora 22 Workstation Edition ein, die Gnome 3.16 nutzt. Zu dessen Neuerungen gehört die Anzeige von Benachrichtigungen am oberen statt unteren Bildschirmrand.

Neben den drei Editionen gibt es noch "Spins", die andere Desktop-Oberflächen verwenden. Dazu gehören der KDE Spin, der standardmäßig nicht mehr die Plasma Workspaces der KDE-4-Generation nutzt, sondern Plasma 5.3. Die jüngste Plasma-Version wurde Ende April freigegeben und hat unter anderem Verbesserungen beim Stromsparmanagement, den Bluetooth-Fähigkeiten und den Plasma-Widgets gebracht.

Auch beim Fedora Xfce Spin gibt es einen größeren Versionssprung, denn er nutzt statt Xfce 4.10 jetzt die Version 4.12; sie ist im März nach fast drei Entwicklungsjahren erschienen und hat unter anderem die Unterstützung für hochauflösende Bildschirme und Oberflächen-Anpassungen über Themes verbessert.

Neben KDE Spin, Workstation Edition und Xfce Spin gibt es nach wie vor Spins mit den Desktops MATE und LXDE; auch die Ausführungen mit Spielen, Security-Tools und Software für Grafikdesigner stehen weiterhin zum Download bereit. Sie alle sind Live-Medien, die sich sowohl zum Ausprobieren als auch zum Installieren der Distribution eignen.

In den Repositories, auf die alle Editionen und Spins gleichermaßen zugreifen, findet sich jetzt auch LXQt – die aus dem Zusammenschluss von LXDE-Qt und Razor-Qt hervorgegangen Desktop-Oberfläche, die ein klassisches Bedienkonzept bietet und laut seinen Entwicklern besonders ressourcenschonend arbeiten soll. Einen Spin, der LXQt standardmäßig nutzt, hat das Fedora-Projekt nicht im Angebot; man muss daher eine der anderen Fedora-Ausführungen installieren und die Desktop-Oberfläche nachinstallieren. Auf diese Weise kann man auch Cinnamon oder den erstmals mitgelieferten Tiling Window Manager Qtile einrichten.

Zum Software-Management über der Kommandozeile verwendet Fedora jetzt standardmäßig Dnf (Dandified Yum). Es ist ein Ableger des bisher verwendeten Yum, der einige Design-Probleme von Yum beseitigen soll. So ist Dnf kompatibel zu Python 3 und bietet laut seinen Entwicklern eine deutlich sauberere Plug-in-Schnittstelle. Zum Auflösen von Abhängigkeiten nutzt es die Bibliothek Libsolv, die das bei OpenSuse eingesetzte Zypper schon länger verwendet. Durch diese und andere Unterschiede arbeitet Dnf in einigen Bereichen etwas schneller als Yum.

Die grundlegenden Befehle zum Einspielen der Systemaktualisierung und zum Installieren oder Entfernen von Programmen mit Dnf sind die gleichen wie bei Yum; auch an vielen anderen Stellen ist die Syntax gleich oder sehr ähnlich. Fedora richtet standardmäßig auch ein via yum aufgerufenes Kompatibilitätsprogramm ein, das viele Yum-Aufrufe mit Dnf ausführen kann.

Dnf beherrscht einige Funktionen, die Yum nicht bietet: dnf upgrade --refresh aktualisiert zuerst die Metadaten der Paket-Repositories, um auch zur Aktualisierung bereitliegende Pakete anzuzeigen, die erst vor kurzem veröffentlicht wurden. Der Befehl dnf repoquery --duplicated zeigt mehrfach installierte Pakete an, der Befehl dnf repoquery --unsatisfied unaufgelöste Abhängigkeiten; für solche Abfragen musste man zuvor das mit Yum interagierende Werkzeug package-cleanup bemühen. Dnf bricht zudem nicht ab, wenn es irgendwelche Pakete aufgrund von Abhängigkeitsproblemen nicht einspielen kann; bei Yum ist dazu die Option --skip-broken erforderlich. Einen Überblick über diese und weitere Unterschiede zu Yum und den damit interagierenden Programmen erläutert die Dnf-Dokumentation.

Die Server Edition verwendet jetzt XFS als Standard-Dateisystem, alle anderen Ausführungen bleiben bei Ext4. Der Role-Deployment-Mechanismus, mit dem Fedora die Einrichtung eines Servers für bestimmte Aufgaben erleichtern will, kann jetzt auch einen Datenbank-Server mit Postgresql einrichten.

Von der Cloud Edition gibt es nun Images zum Erstellen von Vagrant Boxes, was das Erstellen und Provisionieren virtueller Maschinen mit Vagrant vereinfachen soll. Neu dabei ist auch das Paket fedora-dockerfiles; es enthält Definitionen (Dockerfiles) zum Erzeugen von Docker-Images mit Fedora-Komponenten.

Der Kernel von Fedora basiert auf dem Mitte April freigegeben Linux 4.0. Die standardmäßig eingerichteten 3D-Treiber gehören zu Mesa 10.5; die proprietären Grafiktreiber von AMD oder Nvidia fehlen wie gewohnt, da Fedora komplett aus Open-Source-Software besteht, wenn man von Firmware-Dateien absieht. Elasticsearch ist jetzt über die Repositories installierbar. Standard-Compiler ist die im April veröffentlichte GCC 5.1.

Die Freigabeankündigung und die Release Notes liefern weitere Hintergründe zur neuen Version. Hinweise zur Installation hält der Installation Guide bereit. Typische Fehler und Stolpersteine sammelt das Fedora-Projekt in seinem Wiki.

Die Workstation-, Server- und Cloud-Ausgaben von Fedora 22 findet man auf der Haupt-Download-Seite des Fedora-Projekts. Eine zweite Download-Seite hält die Spins mit alternativen Desktops vor; auf einer dritten, neu eingerichteten Seite gibt es die Ausführungen, deren Software-Ausstattung auf bestimmte Einsatzgebiete zugeschnitten wurden. Das Update von einer älteren Version auf Fedora 22 gelingt mit FedUp. (thl) (thl)