Linux-Distributor Mandriva ist am Ende

Nach einer bewegten Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen befindet sich der französische Linux-Distributor Mandriva jetzt in der Liquidation.

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Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Einfach war es für Mandriva, 1999 als MandrakeSoft gegründet, nie: Das Unternehmen setzte mit Mandrake Linux ursprünglich ganz auf ein benutzerfreundliches Desktop-Linux. Der große Durchbruch für Linux auf dem Desktop blieb freilich aus, und so ziehen sich finanzielle Engpässe trotzt der schnellen Erweiterung des Produktportfolios um Unternehmenslösungen wie ein roter Faden durch die Firmenhistorie.

Mandrake Linux 7.0 von Anfang 2000: Red-Hat-Unterbau,KDE-Desktop, eigenes Konfigurations-Tool.

Zwar gelang dem Unternehmen 2001 ein erfolgreicher Gang an die französische Börse. Nur zwei Jahre später musste MandrakeSoft allerdings Gläubigerschutz beantragen. 2005 erfolgte im Zuge des Zusammenschlusses mit der brasilianischen Conectiva die Umbenennung in Mandriva; kurz darauf verließ Mandrake-Gründer Gaël Duval im Streit die Firma.

2010 gab es erneut finanzielle Probleme, Mandriva – das Unternehmen zählte damals über 70 Angestellte – suchte nach einem Käufer. Zwar fand sich letztlich ein Investor, dennoch gründeten Ende 2010 rund 30 ehemalige Mandriva-Angestellte, Entwickler und Community-Mitglieder den Mandriva-Fork Mageia. Der Fork sollte den Fortbestand von Mandriva Linux sichern, da das Engagement von Mandriva für sein Desktop-Linux stark zurückgegangen war. Ende 2011 drohte mal wieder die Insolvenz, konnte aber letztlich durch eine Rekapitalisierung abgewendet werden.

Aus der Erkenntnis, dass mit Linux für den Desktop wohl kein Geld zu verdienen ist, entstand 2012 die Idee für OpenMandriva: Ein unabhängiger Verein sollte die französische Linux-Distribution Mandriva Linux als Community-Projekt fortführen. Nun gibt es mit Mageia und OpenMandriva zwei Community-Distributionen, die allerdings beide etwas an Schwung verloren haben: Das aktuelle Mageia 4 stammt von Anfang 2014, OpenMandriva LX 2014.1 – ebenfalls noch mit KDE 4 – vom September 2014. Von beiden Distributionen sind allerdings neue Versionen in Arbeit.

Jetzt befindet sich Mandriva laut dem französischen Unternehmensregister societe.com in der Liquidation. Als Verwalter wurde Maître Frédérique Lévy bestellt. Die Webseiten mandriva.fr und mandriva.com sind nicht mehr erreichbar. (odi)