Intelligente Städte: „Smart wäre, wenn man den ganzen Quatsch lassen würde“

Der White-Hat-Hacker Felix Lindner ist entsetzt, wie wenig Wert Politik und Industrie auf den Schutz der digital vernetzten Stadt vor Cyberattacken legen.

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„Smart wäre, wenn man den ganzen Quatsch lassen würde“

(Bild: Jan Zappner/Imagetrust)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Smart Cities bieten große Verlockungen für böswillige Angreifer. Der versierte White-Hat-Hacker Felix Lindner sieht vor allem die Begeisterung von Politikern und Industriefunktionären für die intelligente Stadt mit großer Skepsis, schreibt Technology Review in seiner neuen Juni-Ausgabe (am Kiosk und im Heise-Shop erhältlich). Lindner berät mit seiner Berliner Firma Recurity Labs seit Jahren Unternehmen und Institutionen, wenn es um Systemsicherheit und die Entwicklung sicherer Softwarekomponenten für Produkte geht. Sein Fazit: „Smart wäre, wenn man den ganzen Quatsch lassen würde“.

Durch die Vielzahl der beteiligten Komponenten potenzierten sich die Sicherheitsprobleme, warnt er. Einfache „Crashtests“ für Software-Anwendungen in einer vielfach verwobenen Kommunikation von Menschen, Maschinen und Steuersystemen gebe es nicht. „Es ist unmöglich, alle Testfälle durchzuspielen.“ Auch daran, dass sich bei der Herstellung von Software das Diktum einer „Security by Design“ durchsetzen wird, glaubt Lindner nicht. „Geschäfte werden doch eher damit gemacht, dass man aktualisierte Versionen fehlerhafter Software verkauft. Gute Software verkauft sich genau einmal – wenn das Rad rund ist, muss es ja nicht runder werden.“

Im Rahmen des Multimedia-Projekts netwars demonstrierte er im vergangenen Jahr einen sogenannten Penetrationstest am Beispiel der Stadtwerke Ettlingen. Er drang bis in die Leitzentrale vor, wo er die Elektrizitätsversorgung der 40000-Einwohner-Stadt hätte abschalten können . „Wir können echt froh sein, dass es nicht so viele Leute mit einem kaputten moralischen Kompass gibt, die zugleich die technischen Fähigkeiten haben. Denn eigentlich braucht man nur drei Leute, denen man ein anständiges Jahresgehalt zahlt, und los geht’s“, so Lindner.

Mehr dazu in der aktuellen Ausgabe von Technology Review (am Kiosk und im Heise-Shop erhältlich):

(vsz)