Linux: Neue Version und Lizenzunklarheiten bei Wayland

Die auf Wayland aufbauende Bedienoberfläche Weston lässt sich jetzt leichter mit verschiedenen Konfigurationen starten. Derweil wurden Unklarheiten um die Lizenzen von Wayland und Weston bekannt, die eine Relizenzierung erforderlich machen könnten.

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Linux: Neue Version von Wayland und Lizenzunklarheiten
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Die Wayland-Entwickler haben neue Versionen von Wayland und dem darauf aufbauenden Compositor Weston veröffentlicht. Bei Wayland gibt es mit dem Sprung auf die Versionsnummer 1.8 keine größeren Neuerungen; selbst die Entwickler heben in der Freigabeankündigung lediglich einige Umstrukturierungen am Quellcode hervor, die anderen Programmierern die Arbeit erleichtern können.

Bei der Version 1.8 von Weston, das eine simple Bedienoberfläche mit Wayland erzeugt und ausgibt, erwähnt die Freigabemail eine Reihe kleinerer Neuerungen. So kann man jetzt eine alternative Konfigurationsdatei auf der Kommandozeile spezifizieren. Die EGL-Unterstützung und das Test-Framework wurden renoviert. Display-Anschlüsse lassen sich jetzt mit verständlichen Bezeichnungen versehen und der Editor beherrscht Copy & Paste. Zudem gab es mehrere Änderungen am Weston Code für Computer in Autos (In-Vehicle Infotainment/IVI), wo Weston gelegentlich zur Darstellung der Bedienoberfläche eingesetzt wird.

Kurz vor der Freigabe der neuen Versionen hat ein Wikipedia-Autor die Entwickler darüber informiert, dass Wayland laut seiner FAQ unter der MIT-Lizenz stehe, die Copyright-Datei im Quellcode aber den Text der Lizenz "Historical Permission Notice and Disclaimer (HPND)" enthalte. Diese hat zwar eine ähnliche Intention wie die MIT-Lizenz, verhält sich in gewissen Aspekten aber anders. Bei der Open Source Initiative (OSI) heißt es schon seit über einem Jahrzehnt, dass der HPND-Autor als "deprecated" (überholt) eingestuft hat, um vom Einsatz abzuraten.

Kristian Høgsberg, der die Wayland-Entwicklung gestartet und lange geleitet hat, bezeichnet den HPND-Text in den Quellen als Versehen. Er habe angenommen, der Text sei die neueste Fassung der MIT-Lizenz, als die Entwickler den Wayland-Code vor Jahren bei einer Relizenzierung unter die MIT-Lizenz stellen wollten. Er schlägt vor, den Text auszutauschen, wenn sich niemand in den nächsten Tagen dagegen ausspricht. Konkrete Einsprüche gab es bislang nicht; in der nach Høgsbergs Mail entstandenen Diskussion schlugen aber mehrere Teilnehmer vor, erst noch Fachleute zu Open-Source-Lizenzen um Rat zu fragen. Ein Entwickler merke zudem an, möglicherweise sei der Wechsel von HPND- auf MIT-Lizenz eine volle Relizenzierung, bei der alle Copyright-Inhaber zustimmen müssten. (thl)