Angst vor Datenklau hält viele Deutsche von mobilem Bezahlen ab

Das mobile Bezahlen mit dem Smartphone gilt schon länger als nächster großer Trend. Doch der Durchbruch lässt auf sich warten. Noch gibt es viele Hürden, etwa starke Sicherheitsbedenken der potenziellen Nutzer.

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Mobiles Bezahlen

(Bild: dpa, Jens Kalaene)

Lesezeit: 4 Min.

Das mobile Bezahlen mit dem Smartphone kommt in Deutschland nicht recht vom Fleck. Jeder Dritte könne sich zwar vorstellen, auf Bargeld zu verzichten, hat der IT-Branchenverband Bitkom herausgefunden. Und jeder Zehnte bezahlt bereits heute mit dem Smartphone. Doch noch immer greifen 96 Prozent der Menschen im Geschäft eher zu Münzen und Scheinen. "Das Zahlungsverhalten der deutschen Verbraucher ist von jeher eher konservativ und auch der Handel ist beim Angebot von modernen Zahlungsmethoden hierzulande sehr zurückhaltend“, kommentierte Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz die Ergebnisse der am Mittwoch vorgestellten repräsentativen Studie.

Nicht zuletzt sind auch Sicherheitsbedenken noch immer weit verbreitet. Die Angst vor dem Klau sensibler Bankdaten hält einer repräsentativen Befragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zufolge viele von Geldgeschäften per Smartphone ab. Generell sehen demnach neun von zehn Deutschen (88 Prozent) die Gefahr, dass bei mobilen Bezahlverfahren Daten gehackt und missbraucht werden. Fast genauso viele (85 Prozent) meinen, es gebe ein wachsendes Risiko, dass ihr Handy gestohlen werde und dann mit Bezahldaten kriminelle Geschäfte gemacht würden. Drei Viertel sorgen sich auch darum, zum gläsernen Kunden zu werden und bei schlappmachendem Smartphone-Akku nicht mehr zahlen zu können.

Beim Zahlen mit dem Smartphone sei es absehbar, dass sich das als sicher geltende Verfahren Near Field Communication (NFC) als Standard durchsetzen wird, schätzt Bitkom-Vize Dietz. Die Technik zur Funk-Übertragung von Daten über eine kurze Distanz ist bereits in zahlreichen Kreditkarten oder dem neuen Personalausweis (nPA) integriert. Für eine Akzeptanz müssten die Anbieter jedoch noch viel Aufklärungsarbeit leisten. Erst 19 Prozent der in der Bitkom-Studie Befragten haben angegeben, die NFC-Technik zu kennen. Selbst unter den Nutzern von NFC-fähigen Kreditkarten wüssten aber rund die Hälfte nichts von der Technik.

Zu den großen Hemmnissen für die neuen Bezahlarten galt neben der zerklüfteten Angebotspalette mit vielen verschiedenen Systemen auch die geringe Verbreitung von entsprechenden Terminals im Handel. Nach Angaben des Bitkom gibt es derzeit rund 60.000 Akzeptanzstellen für mobiles Bezahlen in Deutschland. Am Dienstag kündigte auch Aldi Nord an, ab sofort in allen 2400 Filialen bundesweit mobiles und kontaktloses Bezahlen über NFC anzubieten.

Derzeit täten sich Banken und Kreditkartenhersteller allerdings noch schwer, weil sie erst abwarten würden, welche Verfahren sich tatsächlich als Standard herausbilden. Der Bitkom geht davon aus, dass Apple mit seinem bislang in den USA verfügbaren Bezahldienst Apple Pay die Kastanien aus dem Feuer holen wird. Apple sei bekannt dafür, komfortable Systeme zu entwickeln. "Das wird den Markt öffnen“, sagte Dietz.

Die Ergebnisse der PwC-Studie deuten allerdings in andere Richtung. Von allen Anbietern mobiler Bezahlverfahren ist hierzulande die bald unabhängige eBay-Tochter Paypal mit 85 Prozent der bekannteste. Mit großen Abstand folgen auf Platz zwei die Google Wallet (18 Prozent) und auf Platz drei Apple Pay (14 Prozent). Paypal experimentiert in Deutschland seit längerem mit mobilem Bezahlen in der Gastronomie. Im März stellte der Dienstleister zudem ein NFC-Kartenlesegerät vor und verstärkte sich mit dem Wallet-Anbieter Paydiant. Man darf also gespannt sein, wer an deutschen Kassen die Nase vorn haben wird. (mit Material der dpa) /

[UPDATE, 10.06.2015, 14:45]

Die vorige Fassung der Meldung nannte die elektronische Gesundheitskarte (eGK) fälschlicherweise als ein Beispiel für NFC-Anwendungen. Das ist hiermit korrigiert. (axk)