Trojaner-Angriff auf den Bundestag: Nur 15 Rechner betroffen?

Nachdem am Mittwoch noch von einem "Totalschaden" für die IT des Bundestags die Rede war, sollen es nun nur 15 Rechner gewesen sein, die angegriffen wurden. Konkrete Informationen sind schwer zu bekommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 193 Kommentare lesen
Trojaner-Angriff auf den Bundestag: Lage weiterhin unklar
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel

Nach dem Hackerangriff auf den Bundestag ist das Ausmaß des Angriffs weiterhin unklar. Sicher scheint bisher nur, dass ein Angriff stattgefunden hat. Während am Mittwoch noch von einem "Totalschaden" der Bundestagssysteme die Rede war, versuchte der Digital-Experte der Unionsfraktion, Thomas Jarzombek, am Donnerstag, das Ausmaß zu relativieren. "Von einem Totalschaden kann keine Rede sein", sagte der CDU-Politiker gegenüber Zeit Online. Als Mitglied der Kommission Internet und Kommunikation des Bundestags sei er vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) informiert worden, dass nur 15 Rechner angegriffen worden seien.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) teilte laut einem dpa-Bericht den Abgeordneten derweil mit, dass aus dem Bundestags-Netz "in den vergangenen zwei Wochen keine Daten mehr abgeflossen" seien. Er berief sich dabei auf Untersuchungen des BSI und widersprach damit direkt anders lautenden Presseberichten der vergangenen Tage. Dieselbe Untersuchung sage aber auch, dass man den Angriff nicht als beendet ansehen könne.

Laut Lammert habe das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) den Bundestag zuerst am 12. Mai über den Angriff informiert, beteiligte sich aber bis jetzt nicht an der Aufklärung des Angriffes, da Vertreter der Opposition verfassungsrechtliche Bedenken angemeldet hatten. Das soll sich nun ändern, allerdings dürfen Vertreter des BfV nicht innerhalb der IT-Systeme tätig werden, die den Abgeordnetenbüros, Fraktionen oder der Verwaltung des Bundestages zugerechnet werden.

Dass staatliche Angreifer hinter dem Angriff stecken hält das BSI für möglich, lässt sich nach aktuellem Kenntnisstand allerdings wohl nicht belegen. Das jedenfalls geht aus einer Mitschrift einer Sitzung des Ältestenrates des Bundestages hervor, die an die Öffentlichkeit gelangte. In der Sitzung war die Kommission Internet und Kommunikation des Ältestenrates vom BSI über den aktuellen Stand der Ermittlungen informiert worden. Weit verbreitete Spekulationen, die Hacker seien gar von der russischen Regierung beauftragt worden, erweisen sich auf dieser Grundlage momentan als haltlos. Laut BSI gibt es bis jetzt "keine Rückschlüsse auf die Täter".

Anfragen beim Bundestag, bei einzelnen Abgeordneten und beim BSI blieben bisher unbeantwortet. Für eine umfassende Einschätzung des Angriffs und seiner Folgen gibt es noch nicht genug Informationen. (fab)