Filament im Trend: Ein Rundgang über die FabCon 3.D

Die noch junge Erfurter Messe FabCon 3.D ist zu einer festen Größe für alle geworden, die sich für den 3D-Druck interessieren. Dieses Jahr hat sich René Bohne für Make in Erfurt umgeschaut.

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Trend: Filamtent. Ein Rundgang über die FabCon 3.D

Essen aus dem 3D-Drucker: Vielleicht kommt mit Bocusini der Durchbruch.

(Bild: René Bohne)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • René Bohne
  • Philip Steffan

Druckt in Lebensgröße: Joris van Tubergen mit seiner Erweiterung für den Ultimaker-3D-Drucker.

(Bild: René Bohne)

Joris van Tubergen ist Stammgast auf der FabCon 3.D auf dem Messegelände in Erfurt. Jedes Jahr präsentiert der Maker ein neues Highlight auf der Veranstaltung, die dieses Jahr zum dritten Mal parallel zur Fachmesse Rapid.Tech stattfand. Diesmal hat van Tubergen sein Projekt z-unlimited mitgebracht. Wie der Name schon sagt, hebt die Erfindung die Einschränkung durch die Z-Achsen-Länge eines Ultimaker-3D-Druckers auf: So kann man damit beliebig hohe Objekte ausdrucken. Bei Kickstarter war z-unlimited sehr erfolgreich, vielleicht auch, weil mit Hilfe dieser Erweiterung für eine Kampagne der World Animal Protection publikumswirksam ein lebensgroßer Elefanten ausgedruckt worden war. Joris erzählte zudem, dass er bereits am nächsten Add-On für den Ultimaker bastelt – um was es sich genau handelt, wollte er aber noch nicht verraten.

Von Aachen in die Welt: Der FabBus "Wolfgang" soll 3D-Druck unter anderem an Schulen zeigen.

(Bild: René Bohne)

Wenige Schritte weiter stand der unübersehbare FabBus der Fachhochschule Aachen. Im Obergeschoss des Doppeldeckers befindet sich ein Schulungsraum mit 3D-Druckern an jedem Arbeitsplatz. Ziel des Projekts ist es, die additive Fertigungstechnologie raus aus den Laboren zu bringen, direkt zu den Menschen, die bisher keine Möglichkeit hatten, einen 3D-Drucker auszuprobieren. Vor allem Schulen stehen auf dem Fahrplan, man kann den Bus aber auch für andere Veranstaltungen buchen. Ansprechpartnerin ist Laura Thurn, die als wissenschafltiche Mitarbeiterin des Goethe-Labs das Projekt betreut. Das Labor heißt so, weil es in der Goethestraße 1 in Aachen liegt. Passend dazu trägt der Bus den Spitznamen Wolfgang.

Das Bocusini-Team hat keinen eigenen Drucker entwickelt, sondern nutzt den (relativ zuverlässigen) Printrbot.

(Bild: René Bohne)

Was den Messebesuchern vor Ort vielleicht nicht auf Anhieb aufgefallen ist: Es gab zwei unterschiedliche Teppiche in der Ausstellungshalle. Stände auf dem blauen Teppich gehörten zur FabCon 3.D; alles, was auf dem schwarzen Teppich stand, war Teil der Profi-Schau Rapid.Tech. Der Übergang war aber durchaus fließend, da die Doppelmesse insgesamt einen eher kommerziellen Charakter hatte. So passte auch der Wettbewerb für Start-Ups ins Bild: Den ersten Platz gewann das Team von Bocusini mit einer neuartigen Druckspitze für den 3D-Lebensmitteldruck. Nach dem erfolgreichen Ende ihrer Kickstarter-Kampagne arbeitet das Start-up nun daran, die vorbestellten Druckköpfe und die dazu passenden Patronen auszuliefern. Auf der Webseite gibt es einerseits Rezepte für druckbare Lebensmittel, für die man das Druckmaterial aus frischen Zutaten zubereiten muss, andererseits kann man auch fertig gefüllte Patronen mit Materialien wie Marzipan oder Kaugummi kaufen.

Einen eigenen Drucker hat das Team um Melanie Senger dafür nicht erfunden, sondern stattdessen Printrbot als Partner gewinnen können. Für den Lebensmitteldruck geeignete weitere 3D-Drucker sind auf der Homepage von Bocusini aufgeführt, derzeit wird neben zwei Printrbot-Modellen der Ultimaker 2 genannt. Zu essbaren Ergebnissen soll man aber auch mit dem kompatiblen 3D-Druckstift Doodle3D gelangen können.

Ole Bröker und Florian Reichle von Trinckle konnten sich über den zweiten Platz im Startup-Wettbewerb freuen.

(Bild: René Bohne)

Den zweiten Platz belegte das Startup Trinckle aus Berlin, das online verschiedene 3D-Druck-Dienste anbietet: Man kann 3D-Modelle reparieren sowie in Auftragsarbeit drucken lassen, dazu gibt es einen Marktplatz für Designs. Auf der FabCon stellten Ole Bröker und Florian Reichle einen Customizer vorgestellt, mit dem man parametrisierte 3D-Designs im Browser individuell anpassen und anschließend bestellen kann. Während sich das Angebot von Trinckle primär an Firmen richtet, die das System auf der eigenen Homepage einbetten können, sollen in Zukunft auch Teile der Technik dahinter offengelegt werden, damit die Maker-Community kreativ damit arbeiten kann.

An auffällig vielen Ständen wurde Filament beworben. Wenn dieser Trend anhält, gibt es vielleicht bald eine eigene Messe oder zumindest eine Halle ausschließlich für Druckmaterialien. In diesem Bereich hat sich wirklich viel getan, man bekommt nicht nur alle erdenklichen Farben, sondern auch technische Materialien mit besonderen Eigenschaften.

Neben der Ausstellung gab es ein umfangreiches Vortragsprogramm. Nicht zuletzt konnte man viele bekannte Gesichter aus der deutschen 3D-Druck-Szene treffen. Das war bei der FabCon schon beim ersten Mal so und macht die Messe zu einer interessanten Veranstaltung mit ganz eigenem Charakter. Im Gegensatz zur Maker Faire sieht man jedoch wenig Familien und fast gar keine Kinder – Angebote zum Mitmachen gibt es dort deutlich weniger. Am Ende bleibt die Frage, wie lange es zwei unterschiedliche Teppiche geben wird, denn die Start-ups präsentieren sich ähnlich kommerziell und professionell wie die großen Firmen. Die FabCon 3.D findet im kommenden Jahr vom 21. bis 23. Juni statt. (phs)