Poetry Slam der Maschinen

Kommunikation kann mitunter anstrengend sein. Sollten wir das nicht Robotern überlassen?

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Kommunikation kann mitunter anstrengend sein. Sollten wir das nicht Robotern überlassen?

Der israelische Satiriker Ephraim Kishon (1924 – 2005) war einer der ersten, der das volle Potenzial von Computern erkannte, uns das Leben leichter zu machen. Als die ersten Schachcomputer aufkamen, meinte der begeisterte Schachspieler: „Prima, dann kaufe ich mir gleich zwei, lasse sie gegeneinander antreten und gehe solange ins Kino.“

Heute bietet uns die Künstliche Intelligenz noch weitaus mehr Möglichkeiten. So will eine neuseeländische Firma eine Software entwickeln, die ärgerliche Kunden simuliert – zum Training von Call-Center-Mitarbeitern. Konsequent wäre es, dem ein Sprachdialogsystem mit erweiterter Schimpfworterkennung und integriertem Retourkutschenmodul entgegenzusetzen. Dann könnte man das gegenseitige Beschimpfen an Maschinen delegieren und friedlich zusammen ein Bier trinken gehen.

Vielleicht lassen sich so auch die Pöbeleien in Onlineforen in den Griff bekommen: Zur Bequemlichkeit neigende Trolle könnten Bots damit beauftragen, die üblichen Verschwörungstheorien, Belehrungen und Ressentiments stets neu kombiniert zu posten, und eine Moderatoren-Software könnte sie dann automatisch löschen, berichtigen oder ironische Repliken formulieren. Machine-to-Machine-Communication (M2M) bekommt da gleich eine ganz andere Bedeutung.

Ebenfalls lustig finde ich die Idee von Harvard- und MIT-Forschern, eine Software grammatisch korrekte Nonsens-Essays verfassen zu lassen, um Algorithmen vorzuführen, die Aufsätze bewerten. Im Grunde läuft das ja auf einen automatischen Turing-Test hinaus: Die eine Software versucht der anderen Software weiszumachen, sie sei ein Mensch, und ein besonders schlauer noch dazu. Das ließe sich doch hervorragend zu einem Poetry Slam der Maschinen weiterentwickeln: Immer ausgefuchstere Programme produzieren immer ausgeklügeltere Texte, um immer intelligentere Bewertungsalgorithmen zu täuschen.

Wer weiß, vielleicht kommt da irgendwann ja große Literatur heraus – oder zumindest etwas, was auf uns Menschen hinreichend glaubhaft den Eindruck großer Literatur macht. Aber vielleicht ist es auch besser, die Maschinen unter sich schnattern zu lassen. Ich jedenfalls möchte gar nicht so genau wissen, was mein Haus, mein Auto und meine Waschmaschine hinter meinem Rücken alles über mich lästern. (grh)