Mehr Lohn für weniger CO2

Ein japanischer Elektronikkonzern hat die Senkung von Kohlendioxid-Emissionen zu einem der Schlüsselkriterium der Gehaltsbonusberechnung gemacht. Neben der Umwelt sollen davon die Wettbewerbsfähigkeit und der Gewinn des Konzerns profitieren.

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Von
  • Martin Kölling

Akira Nakamura, Geschäftsführer der Umweltabteilung von Japans größtem Elektronikkonzern Panasonic, legt sich ins Zeug: "Wir werden die Kohlendioxid-Emissionen senken, während wir die Gesamtproduktion erhöhen", verspricht er vollmundig. Doch anders als viele ihrer Kollegen haben die Panasonic-Firmenmanager auch eine interessante Idee, wie sie dieses Kunststück vollbringen wollen, an dem die japanische Industrie in den vergangenen zwölf Jahren nach der Verabschiedung des Kyoto-Protokolls zur Senkung der Treibhausgase so kläglich gescheitert ist. Bis kurz vor der Krise hat Japans Industrie sogar mehr Kohlendioxid in die Luft gepustet als 1990.

Deshalb setzt Panasonic als einer der ersten Konzerne der Welt beim wichtigsten Motivator vieler Mitarbeiter an: dem Geld. Konzernboss Fumio Ohtsubo hat die Senkung von CO2-Emissionen neben dem Umsatz, den Gewinnen, dem Lagerbestand und dem konzerneigenen Finanzkriterium Kapital-Kosten-Management zu einem der fünf Schlüsselindikatoren der Bonusberechnung gemacht. Ideen zur Klimaschonung in der Entwicklung, in der Produktion, im Vertrieb und der Logistik wie der Verwaltung schlagen sich damit direkt im Gehalt nieder. Denn der Gehaltsbonus wird unter den 14 Geschäftseinheiten nach ihren Ergebnissen in den fünf Kategorien verteilt. Unterstützt wird das Ganze durch ein beim Vorstand aufgehängtes CO2-Emissionsreduzierungskomitee, das Messgeräte und Geld zur Verfügung stellt, Informationen über erfolgreiche Beispiele verbreitet sowie technische Unterstützung für die Fabriken organisiert.

Von dem Vorstoß soll natürlich nicht nur die Umwelt profitieren, sondern auch der Konzern. Wenn die Geräte weniger Strom als die der Konkurrenz verbrauchen, hofft Panasonic auf mehr Ab- und Umsatz. Bereits 2009 sollen 30 Prozent der Produkte zu den energiesparendsten ihrer Klasse gehören, während Energieverschwender aus dem Programm gestrichen werden. Gleichzeitig senkt Energiesparen in der Produktion und Verwaltung die Kosten und erhöht damit die Gewinnmarge. Inwieweit das wirklich im Weltmaßstab gelungen ist, können meine Leser in Deutschland bald selbst beurteilen: Denn Panasonic schickt in Europa gerade seine Waschmaschinen und Kühlschränke gegen die Platzhirsche wie Miele ins Feld.

Andere japanische Unternehmen sparen auch, manchmal ebenfalls mit herzzerreißender Konsequenz. Toyota lässt beispielsweise in seinem Tokioter Sitz einige Aufzüge stehen und appelliert an die Mitarbeiter, die Treppen zu benutzen. Nicht umsonst ist Japans Industrie ungeachtet ihres Verfehlens der CO2-Senkungsziele eine der energieeffizientesten der Welt. Aber mit dem Konzept, das Gehalts- an das Klimagas-Konto zu knüpfen, steht Panasonic nach einer kleinen Umfrage von mir einmalig da. Ich persönlich halte dieses Beispiel für nachahmenswert, denn in meinen Augen wirken materielle Anreize, Energie zu sparen oder energiesparende Produkte zu entwickeln, bei den meisten Menschen besser als reine Appelle. (wst)