OpenSuse setzt mit "42" auf Unterbau von Suse Linux Enterprise

Das OpenSuse-Projekt bastelt an einem neuen Veröffentlichungsmodell, durch das zukünftige Versionen einen schon etwas abgehangenen Unterbau bekommen; Desktop-Oberflächen und Anwendungen sollen hingegen zeitgemäß sein.

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OpenSuse

Die Ankündigung zu OpenSuse 42 lässt viele Fragen offen.

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
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Die Nachfolger der derzeit aktuellen OpenSuse-Version 13.2 sollen Langzeitpflege erhalten und ungefähr zur selben Zeit erscheinen wie neue Überarbeitungen von Suse Linux Enterprise (SLE). Zudem soll der Unterbau zukünftiger OpenSuse-Versionen aus Software-Komponenten bestehen, die das jeweils neueste SLE verwendet; Desktop-Oberflächen und Anwendungen will das OpenSuse-Projekt indes aus OpenSuse Tumbleweed übernehmen. Diese im vorigen Herbst aus dem Zusammenschluss von Factory und Tumbleweed entstandene OpenSuse-Variante bleibt von der grundlegenden Anpassung des OpenSuse-Veröffentlichungsmodells unberührt und wird weiter nach einem Rolling-Release-Schema vorangetrieben.

Den Nachfolger von OpenSuse 13.2 will das OpenSuse-Projekt groben Plänen zufolge Anfang November parallel zur Suse-Hausmesse in Amsterdam einführen. Die Bezeichnung zukünftiger OpenSuse-Versionen wird derweil noch diskutiert. Die Entwicklung erfolgt derzeit unter dem Codenamen "OpenSuse 42" – eine Anspielung auf die Frage nach "nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest" der Buchreihe "Per Anhalter durch die Galaxis".

Im OpenSuse Build Service ist bereits erste Teile einer Entwicklerversion von OpenSuse 42 zu finden. Unter dem von SLE12 übernommenen Unterbau ist auch der Kernel, der auf Linux 3.12 basiert. Dadurch dürften OpenSuse 42 einige Treiber fehlen, die das mit Kernel 3.16 ausgestattete OpenSuse 13.2 schon enthalten hat; ferner werden auch einige Treiber fehlen, die in Kernel-Versionen eingeflossen sind, die im vorigen Jahr erschienen sind. Einige der wichtigsten Treiber-Verbesserungen neuer Kernel integriert Suse allerdings in seine SLE-Kernel, die bei Service Packs manchmal auch einen Sprung auf eine neuere Version machen.

Letztlich dürfte die Unterstützung für moderne Hardware durch diesen Ansatz aber leiden. Das zeigt sich auch anderswo beim Unterbau, denn OpenSuse 42 hat von SLE auch Mesa 10.0.2 übernommen; dadurch sind auch die quelloffenen 3D-Treiber schon leicht angestaubt und unterstützen schon heute viele Grafikprozessoren nicht, die AMD, Intel und Nvidia im letzten Jahre eingeführt hat.

Viel Software, mit denen Anwender direkt in Kontakt kommen, wurde für OpenSuse 42 aus OpenSuse Tumbleweed übernommen; LibreOffice und die Desktop-Oberflächen und Programme von Gnome- und KDE-Projekt sind daher auf einem recht modernen Entwicklungsstand. Möglicherweise reduziert sich mit dem neuen Modell aber die Software-Auswahl: OpenSuse 13.2 entstand aus rund 7000 Quellpaketen, das derzeit noch als "Pre-Alpha" eingestufte OpenSuse 42 enthält bislang lediglich 2000. Möglicherweise will OpenSuse die Software-Ausstattung reduzieren, um die Wartung und Weiterentwicklung der Linux-Distribution zu erleichtern; Angedacht scheint, dass Anwender die fehlende Software aus Repositories beim OpenSuse Build Service nachinstallieren.

Diese und viele anderen Details bleiben nach der eher vagen Ankündigung des neuen Veröffentlichungsmodells allerdings unklar; offenbar steht vieles noch nicht fest und wird im von Suse gesponserten Community-Projekt noch diskutiert. Nach den derzeitigen Plänen soll es von OpenSuse 42 auch keine Live-Medien geben, um die Distribution vor einer Installation auszuprobieren.

Der neue Ansatz für OpenSuse-Versionen ist möglich geworden, weil Suse seit knapp zwei Monaten die Quellen der Pakete im OpenSuse Build Service veröffentlicht, aus denen SLE entsteht; auch die Quellen aktualisierter Pakete sind dort bald erhältlich. Dadurch sollten sich jetzt Klone von der auf Unternehmenskunden ausgerichteten Suse-Distribution schaffen lassen, ähnlich wie CentOS seit vielen Jahren Nachbauten von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) erstellt. (thl)