Drupal 8 biegt auf die Zielgerade ein

Mit der Beta 12 erreicht die kommende Version 8 des freien Content Management Frameworks einen wichtigen Meilenstein: Ab jetzt stellen die Entwickler einen Upgrade-Pfad auf die folgenden Beta-Versionen und die im Herbst erwartete finale Version bereit.

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Drupal 8

(Bild: Drupal)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Karsten Violka
  • Dr. Oliver Diedrich
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Web-Entwickler, die schon jetzt Drupal-8-Luft schnuppern möchten, können dies mit der am gestrigen Montag veröffentlichten Beta 12 tun. Sie können dabei davon ausgehen, dass sie ihre Systeme auf die folgenden Beta-Versionen und schließlich auf das finale Release aktualisieren können: Sollten sich während der Entwicklung noch Änderungen im Datenbankschema und den Konfigurationsdateien ergeben, versprechen die Entwickler entsprechende Update-Routinen.

Vereinzelt gibt es bereits jetzt Projekte, die mit den Vorabversionen von Drupal 8 gebaut wurden, so etwa die Marketing-Seite drupal.com. Einen offiziellen Release-Termin für die finale Version gibt aber es noch nicht. Die Zahl der als kritisch eingestuften Tickets, die vor dem Release gefixt werden müssen, ist jedoch schon auf gut 20 gesunken. Als wahrscheinlich gilt derzeit, dass Drupal 8 zur größten europäischen Drupal-Konferenz DrupalCon veröffentlicht wird, die vom 21. bis 25 September in Barcelona stattfindet.

Um die Fertigstellung von Drupal 8 zu beschleunigen, sammelt die Drupal Association Geld per Crowdfunding. Das Finanzierungsziel von 250.000 US-Dollar ist bereits fast erreicht. Mit dem Geld sollen Code Sprints finanziert werden, bei denen Core-Entwickler das Projekt gemeinsam fertigstellen. Über tausend Programmierer, Themer, Sitebuilder und Tester beteiligen sich an der Entwicklung von Drupal 8.

Drupal 8 bietet für PHP-Entwickler, Site-Builder und Frontend-Themer zahlreiche Neuerungen. So sind die mitgelieferten Themes responsive gestaltet, passen sich also automatisch an kleine Displays an. Auch die neue Administrationsoberfläche ist für mobile Geräte optimiert. Die Funktionen für mehrsprachige Sites wurden von Grund auf überarbeitet – jeder Inhalt lässt jetzt sich auf Feldebene in beliebig viele Sprachen übersetzen. Drupal 8 kann Inhalte als Webservices via REST veröffentlichen.

Mit dem neuen Konfigurationsmanagement lassen sich Einstellungen aus der Datenbank in Konfigurationsdateien im YAML-Format exportieren, auf eine andere Instanz übertragen und dort wieder aktivieren. Das ist besonders für Entwickler-Teams wichtig – die Einstellungen lassen sich damit leicht versionieren.

Der neue Core ist deutlich umfangreicher, standardmäßig liegt der WYSIWYG-Editor CKEditor bei. Dank "In-place-Editing" lassen sich Inhalte direkt im Frontend bearbeiten. Neu ist das Modul Views, das per Konfiguration beliebige Datenbankabfragen in Listen erstellt. Die Administrations-Oberflächen wurden als Views implementiert und lassen sich deshalb leicht verändern. Für die Frontend-Entwicklung setzt Drupal 8 nun auf die Template-Sprache Twig, was nicht zuletzt einen Sicherheitsgewinn verspricht. Das HTML-Markup, das Drupal standardmäßig ausgibt, haben die Entwickler rigoros aufgeräumt – die bei Themern berüchtigten div-Wüsten sind weitgehend Geschichte.

Drupal 8 wird in objektorientiertem PHP-Code weitgehend neu geschrieben und verwendet aktuelle PHP-Features wie PSR-4, Namespaces und Traits. Die Drupal-Community will mit der Version 8 ihre "Insel" verlassen und baut das neue System auf viele externe Open-Source-Projekte wie das Symfony-Framework auf. Die Einstiegshürde für PHP-Entwickler, die mit Symfony, Composer und Co. vertraut sind, soll damit deutlich gesenkt werden. Gemäß der Drupal-Strategie ist Drupal 8 nicht kompatibel zu Drupal 7. (odi)