USA: Erneuerbare Energie für alle 50 Bundesstaaten

Eine Gruppe aus Aktivisten und Forschern hat einen Plan ausgearbeitet, wie die ganzen Vereinigten Staaten künftig komplett mit Sonne und Wind versorgt werden könnten.

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Von
  • Richard Martin

Eine Gruppe aus Aktivisten und Forschern hat einen Plan ausgearbeitet, wie die ganzen Vereinigten Staaten künftig komplett mit Sonne und Wind versorgt werden könnten.

Bislang kommen nur 10 Prozent der verbrauchten Energie in den USA aus erneuerbaren Quellen. In Politik und Industrie heißt es gerne, Wind, Sonne und Co. seien noch zu teuer und zu unzuverlässig, um damit Kohle, Öl und Erdgas zu ersetzen.

Das Solutions Project, eine Gruppe aus Forschern, Aktivisten und Prominenten, sieht das ganz anders: Die Vereinigung hat jetzt einen Bericht veröffentlicht, der zeigt, wie jeder der 50 US-Bundesstaaten in allen Bereichen zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umgestellt werden könnte – egal ob Stromversorgung, Transportsystem, Heizung, Kühlung oder Industrie.

"Es werden so viele Behauptungen im Bereich der Energieversorgung aufgestellt – und wenn man sich die Zahlen ansieht, stimmen 99 Prozent davon nicht", sagt Mark Jacobson, Direktor des "Atmosphere and Energy Program" an der Stanford University, der das Team leitete, das den Solutions-Project-Plan ausgearbeitet hat. "Wir zeigen hier, dass die Einwände, zu 100 Prozent erneuerbare Energie sei zu teuer und nicht umsetzbar, einfach nicht stimmen."

Der sogenannte "50 States 50 Plans"-Bericht nimmt den Mund allerdings auch voll. So soll etwa Georgia, ein Staat mit einer Fläche von 152.000 Quadratkilometern und einer Küstenlänge von 160 Kilometern, 35 Prozent seiner Energie durch Offshore-Windkraftanlagen erhalten – die es bislang aber natürlich noch gar nicht gibt. Alaska mit seinem aufgrund der großen Fläche und der großen Entfernungen fragmentierten Stromsystem soll gar 70 Prozent Energie aus Wind gewinnen – sowohl auf dem Land als auch Offshore.

Die politischen Hürden sind zudem enorm. Ohio beispielsweise hat erst kürzlich seinen Erneuerbaren-Richtlinien eingefroren und damit die zuvor bestimmten Ziele für Strom aus Wind und Sonne praktisch gestoppt. Jacobson räumt ein, dass die Durchsetzung des Plans "schwer aber nicht unmöglich" sei. "Wenn die Leute erst einmal diese Informationen haben und Kosten und Nutzen kennen, werden die Dinge sehr viel einfacher."

Fragt sich allerdings, ob diese Ansicht nicht etwas naiv ist. In den USA wird es aufgrund der politischen Konstellation zunehmend schwierig, solche Ziele durchzusetzen – und es gibt nach wie vor genügend Klimawandelleugner in Kongress, Senat und den Bundesstaaten. Trotzdem ist der Plan, hinter dem auch der Schauspieler Mark Ruffalo und der Filmemacher Josh Fox stehen, mehr als nur ein Gedankenspiel.

Neu sind solche Studien nicht. So kam fast zeitgleich der Brattle-Group-Bericht des Advanced Energy Economy Institute heraus, der Initiativen von Kraftwerksbetreibern untersucht, bei denen Energie aus Erneuerbaren in bestehende Stromnetze integriert wird, um den "Clean Power Plan" der US-Umweltschutzbehörde EPA umzusetzen.

Zwei Netzbetreiber in Texas und Colorado zeigten dabei, dass es durchaus möglich ist. Die beiden Firmen, ERCOT und Xcel Energy, hätten es geschafft, zunehmende Mengen sauberen Stroms zu integrieren – und zwar zu geringen bis überschaubaren Kosten.

Es sei durchaus möglich, aus Sonne und Wind 10 bis 20 Prozent der Versorgung sicherzustellen – in manchen Fällen sogar 50 Prozent. Doch 50 Prozent ist eine Sachen, 100 Prozent in 35 Jahren eine andere. Jacobson und Co. vom Solutions Project ficht das nicht an. Sie wollen nun Pläne für eine Vollversorgung von 135 Ländern mit erneuerbarer Energie erstellen – passend zur nächsten UN-Konferenz zum Klimawandel. (bsc)