Zurück in die Zukunft (Teil 2)

Blättern Sie mit uns zurück – und denken Sie nach vorne. Perspektiven, Möglichkeiten, Entdeckungen und Versprechungen des Jahres 2007 aus Technology Review Online.

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Inhaltsverzeichnis

Zum Jahresende wird man in allen Mediengattungen mit Jahresrückblicken bombardiert: Die Lokalzeitung lässt die Geschehnisse vor der Haustür Revue passieren, die Nachrichtenmagazine widmen sich der großen Politik und die Boulevard-Blätter den Eskapaden der so genannten Prominenz. Technology Review Online ist in der glücklichen Lage, mit dem Jahresrückblick jedoch gleichzeitig eine Art Vorschau zu liefern: Blättern Sie mit uns zurück – und denken Sie nach vorne. Perspektiven, Möglichkeiten, Entdeckungen und Versprechungen des Jahres 2007 – kurz, die interessantesten Artikel aus TR Online. Hier der zweite Teil. Den ersten finden Sie hier.

Mai

2005 trat das bislang aufwendigste gesetzliche Umweltregelwerk in Kraft, das es je gegeben hat: der EU-Emissionshandel. Die Zwischenbilanz ist allerdings, berichtete TR Online in einem ausführlichen Dossier, leider eindeutig: Die erste Phase des wirtschaftspolitischen CO2-Stoppers ist gescheitert. Das zeigte sich bereits 2006: Innerhalb einer Woche sackte der Preis für das Recht, eine Tonne des Klimagases auszustoßen, von 27 auf 11 Euro ab. Es war offensichtlich geworden, dass die EU-Regierungen mehr Rechte ausgegeben hatten, als die Industrie benötigte – und der Preis fiel weiter. Das Fazit: Wirksame Klimapolitik muss auch Verkehrs-, Raumplanungs-, Landwirtschafts- oder Aussenhandelspolitik sein. 2008 tritt die zweite Phase des Emissionshandels in Kraft.

Das Leichtbaufahrzeug Loremo sorgte 2007 in der Automobilbranche für einige Aufregung. Die 1,10 Meter flache Flunder mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,20 und einem rekordverdächtigen Verbrauch von 1,5 Litern Diesel pro 100 Kilometer soll im nächsten Jahr als Prototyp vorliegen. Insgesamt kommt der Loremo auf ein Gewicht von nur 450 Kilogramm, die schon ein 20-PS-Turbodieselmotor auf 160 Stundenkilometer beschleunigen kann. Nur: Wird sie jemand kaufen? Loremo- Geschäftsführer Gerhard Heilmaier zeigt sich davon überzeugt: "Es gibt einen wachsenden Markt an billigen Autos, einen zunehmenden Bedarf an Clean-Tech-Autos, und ein Auto war schon immer auch ein emotionales Thema." Genau diese Dinge vereine der Loremo – geplanter Einstiegspreis: 11.000 Euro.

Die private Weltraumfahrt boomt: Neue Player, ausgestattet mit Risikokapital, bauen Raketen und neuartige Flugobjekte fürs All. Robert Bigelow, US-Milliardär und Hotelketten-Besitzer, setzt auf einen ganz besonderen Ansatz: Er will aufblasbare Raumschiffe in den Himmel bringen. Bigelows erster Schritt war erfolgreich: Ein melonenförmiger Ballon, das Testmodul Genesis-1, wurde im Juli letzten Jahres nach fünfjähriger Entwicklungszeit gestartet. Seitdem umkreist er die Erde in einem 550-Kilometer-Orbit. Im Herbst 2008 will Bigelow das Raumschiff Galaxy ins All schicken und erstmals mit einem Prototyp für ein Lebenserhaltungssystem ausstatten. 2010 soll ein bewohnbares, für drei Personen nutzbare Modul folgen. 90 Millionen Dollar wurden bereits investiert.

Der Hype um die 3D-Welt "Second Life" ebbte im ausklingenden Jahr leicht ab – längst ist vielen Firmenteilnehmern bewusst, dass es sich nicht unbedingt lohnt, Hunderttausende in virtuelle Präsenzen zu investieren. Hinzu kommen technische Probleme, über die TR Online berichtete. Das Hauptproblem: Die virtuelle Welt wächst so schnell, dass die Ressourcen des Betreibers Linden Lab nicht mehr mithalten können – die Entwickler schaffen es nicht mehr, alte Fehler in der Software zu beheben und gleichzeitig neue Versionen herauszubringen. Die "Bewohner" der 3D-Welt wollen dies nicht länger hinnehmen und machten sich auf Websites und in Briefen an die Betreiberfirma Luft. Linden Lab hat offenbar das Problem, die alte Version vernünftig weiter zu betreiben, während man an "Second Life 2.0" werkelt.