Aloha Pono

Was Taylor Swift kann, kann Neil Young erst recht: Er zieht seine Musik aus Streaming-Diensten ab. Mit seiner eigenen Plattform will er mehr Gerechtigkeit im Musikgeschäft durchsetzen.

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Was Taylor Swift kann, kann Neil Young erst recht: Er zieht seine Musik aus Streaming-Diensten ab. Mit seiner eigenen Plattform will er mehr Gerechtigkeit im Musikgeschäft durchsetzen.

Auf Facebook hatte der Rock-Veteran Neil Young in der letzten Woche seinen Abschied von Spotify, Apple Music und Co. bekannt gegeben – "Goodbye, streaming services" hieß es da sinngemäß. Um sich von Taylor Swift abzugrenzen, argumentiert Young nicht vornehmlich ökonomisch. Er geht das ganze von der technischen Seite an: "Ich möchte nicht, dass meine Musik von der schlechtesten Qualität in der Rundfunkgeschichte entwertet wird." Schon seit Jahren setzt sich der "Godfather of Grunge" daher für verlustfreie Kompression von digitaler Musik ein.

Als audiophiler Mensch finde ich den Ansatz durchaus lobenswert. Sich x-fach umgewandelte und komprimierte mp3-Titel anzuhören, macht keinen Spaß. Doch das kommt nur noch selten vor, da auch die Kompressionsalgorithmen immer besser werden. Heutzutage sind die Unterschiede zwischen Songs im MP3-Format und in verlustfreien Formaten wie FLAC für viele Menschen kaum hörbar. In Blindtests würden professionelle Plattformen wie Spotify und Co. sicher bestehen können.

Für Nutzer eröffnen sie die Möglichkeit, werbefinanziert oder im Abo, Künstler und Bands zu entdecken, von denen man sich daraufhin ein Album als physischen Tonträger oder auch einzelne Titel kauft. Sieht man sich die Kommentare unter Youngs Post bei Facebook an, nutzen viele auf diese Weise die Streaming-Dienste. Außerdem sind viele Premium-Mitglieder. Daher können sie seinen Schritt nicht nachvollziehen. Und tatsächlich scheint es auch mir wie eine Absage an diese Fans.

Denn was Young den Streaming-Nutzern nimmt, führt er zugleich der Plattform Pono zu: Dem "Goodbye, streaming services" folgt somit ein "Aloha pono". Denn die Bezeichnung stammt aus dem Hawaiianischen und bedeutet "Gerechtigkeit". Young ist Mitinitiator der Plattform, die sich als Projekt über Kickstarter realisieren ließ. Es bietet die Möglichkeit, Songs in hoher Auflösung (FLAC) herunterzuladen. Die Preise orientieren sich an US-Preisen für Vinyl-Platten. In Form eines gleichnamigen, optionalen 400 US-Dollar teuren Players können die Nutzer diese und andere Songs anhören. Über dieses Konzept will Young also mehr Gerechtigkeit im Musikgeschäft durchsetzen – indem er die Option des Streamings nimmt und auf high-end Downloads setzt.

Mir ist klar, dass es auch um die finanziellen Aspekte geht, als Künstler für seine Arbeit angemessen bezahlt zu werden. Aber muss man den Fans auf den vermeintlichen "low-end"-Plattformen seine Musik gleich gänzlich entziehen? Denn so gehen die, die sich nicht für Pono entscheiden, leer aus. Aus Fan-Perspektive klingt das nicht sehr gerecht und für die heißt es dann wohl auch "Aloha pono" – denn die Hawaiianer verwenden das Wort bekanntlich nicht nur zur Begrüßung, sondern auch zum Abschied. (jle)