Wolfram Alpha vs. Google

Mit der Ankündigung der "Antwortmaschine" Wolfram Alpha hat die US-Firma Wolfram Research das Suchmaschinengeschäft aufgewirbelt. Technology Review hat in einem Vorabtest die Antworten von Wolfraum Alpha mit denen von Google verglichen.

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Lesezeit: 9 Min.
Von
  • David Talbot
Inhaltsverzeichnis

Der Kampf ist eröffnet: Als vergangene Woche der britische Physiker Stephen Wolfram erstmals der Öffentlichkeit die neue „Antwortmaschine“ Wolfram Alpha vorstellte, kündigte Google einen eigenen neuen Dienst an. Wolfram Alpha greift auf Datenbanken zurück, die von Wolfram Research betrieben werden, und wendet auf ihre Inhalte Algorithmen an, um Antworten auf Fragen zu generieren, die Nutzer stellen.

Mit dem vom Wolfram-Team vorab zur Verfügung gestellten Login machte ich die Probe aufs Exempel: Wolfram Alpha vs. Google (in der Standardform). Ich gab jeweils die gleichen Anfragen ein und variierte sie in einigen Fällen, um zu sehen, was passiert.

Auf diese Weise wollte ich jenseits der allgemeineren Beschreibungen, die ich bei einem Besuch bei Wolfram Research bekommen hatte, einige reale Ergebnisse produzieren. Und natürlich den Anspruch der neuen Maschine überprüfen: Antworten aus Suchanfragen zu „berechnen“. Hier ist das Ergebnis meines Tests.
(Anmerkung der Redaktion: Die Anfragen wurden natürlich auf Englisch eingegeben, werden hier aber auf Deutsch wiedergegeben)

1. Anfrage: Microsoft Apple

Wolfram Alpha: Als Antwort erhielt ich in Tabellenform Grafiken der Börsenkurse beider Unternehmen sowie Charts, die die Kursentwicklung im Laufe der Zeit zeigten.

Google: Die Top-Treffer waren im Wesentlichen Nachrichten aus verschiedenen Medien, die beide Begriffe enthielten.

Variation: Gab ich nur „Microsoft“ oder „Apple“ ein, bekam ich zuerst ein Chart mit dem Börsenkurs des Tages. Auf einen Klick hin wurden dann Unmengen Information – vergleichbar dem Ergebnis von Wolfram Alpha – angezeigt. Das funktionierte aber immer nur für jede der beiden Firmen einzeln.

2. Anfrage: Sydney New York

Wolfram Alpha: Wiederum in Tabellenform lieferte der Dienst den Abstand beider Städte in Meilen, Kilometern und sogar nautischen Meilen; eine Weltkarte, auf der die beste Flugroute zwischen beiden eingezeichnet war; und auch die Information, dass die Routenlänge 40 Prozent des Erdumfangs entspricht. Ich erfuhr auch, wie lange die Reise dauern würde: 18,1 Stunden für ein Flugzeug, 13 Stunden für eine Schallwelle, 74 Millisekunden für Licht in einem Glasfaserkabel; und 53 Millisekunden für Licht im Vakuum. Dazu kamen Vergleiche der Bevölkerungsgrößen und der Höhe über dem Meeresspiegel in Metern sowie die momentanen lokalen Uhrzeiten.

Google: Die Suchmaschine präsentierte mir ein Mix aus verschiedenen Informationen: ein Formular, mit dem man Flüge zwischen Sydney und New York finden kann; eine Google-Maps-Liste von New Yorker Firmen, die das Wort „Sydney“ enthalten sowie Links zur Kommunalverwaltung von Sydney, einem Ort im Bundesstaat New York.

Variation: Als ich „Sydney New York Entfernung“ ausprobierte, lieferte Wolfram Alpha nur die Entfernungsantworten. Google hingegen präsentierte Links zu Webseiten, auf denen sich die Entfernung zwischen Städten herausfinden lässt. Ich folgte dem ersten, gab dann in einem Formular „New York“ und „Sydney“ ein und bekam dieselbe Information wie bei Wolfram Alpha – allerdings ohne die Angaben zu Licht und Schallwellen.

3. Anfrage: 10 Pfund Kilogramm

Wolfram Alpha: Die Antwortmaschine interpretierte die Eingabe als den Versuch, „10 Pfund“ mit „1 Kilogramm“ zu multiplizieren. Ergebnis: 4,536 kg2 oder 22,05 lb2.

Google: Die Suchmaschine lieferte Links zu verschiedenen Seiten, auf denen sich Maße ineinander umrechnen lassen.

Variation: Ganz anders lief die Sache, als ich das Wort „in“ hinzufügte. Für „10 Pfund in Kilogramm“ bekam ich von Wolfram Alpha die korrekte Umrechnung: 10 Pfund entsprechen 4,536 Kilogramm. Dazu erhielt ich das Volumen – in verschiedenen Einheiten – von 10 Pfund Wasser. Etwas billig fand ich den Hinweis, 10 Pfund seien 1,8 mal schwerer als Stephen Wolframs Buch „A New Kind of Science“. Google lieferte auf die veränderte Anfrage die gewünschte Umrechnung als ersten Treffer: 10 Pfund = 4,5359237 Kilogramm.

Die Anfrage „10 lbs kgs“ interpretierte Wolfram Alpha wieder als Multiplikation, mit dem entsprechenden Ergebnis. Google spuckte Umrechnungsseiten aus. Ganz oben landete ein „Russian Brides Cyber Guide“ – der sowohl russische Frauen als auch Umrechnungen anbietet.

Beim Versuch „10 pds kgs“ musste Wolfram Alpha passen. Google hingegen fragte zurück, ob ich „Pfund“ (pounds) meinte und listete wieder Umrechnungsseiten auf, aber nicht das Ergebnis.

4. Anfrage: Glühbirne

Wolfram Alpha: Ich war schon auf Fakten und Graphiken zu dieser Allerweltstechnologie gefasst und bekam stattdessen als Antwort: Wolfram Alpha „ist nicht sicher, was es mit diesem Input machen soll“ ("isn't sure what to do with your input").

Google: Wieder verschiedene Links, als erstes der entsprechende Wikipedia-Eintrag über die Glühbirne und ihre Geschichte.

Variation: Bei „Glühbirne Erfinder“ fast dasselbe – Wolfram Alpha musste passen, während Google nützliche Links lieferte. „Erste Glühbirne“ ergab bei Wolfram Alpha eine Tabelle, in der stand, dass die erste Glühbirne 1878 patentiert worden war. Als ich „beteiligte Personen“ hinzufügte, nannte es auch Thomas Edison.