Kameratest des Motorola Moto G (3. Generation)

Das Smartphone Motorola Moto G ist für sein ausgezeichnetes Preisleistungsverhältnis bekannt. Das Moto G (3. Gen.) hat nun eine verbesserte Kamera verpasst bekommen, deren Bilder uns auf den ersten Blick beeindruckten. Grund genug für die c't die Knipse im Fotolabor in die Mangel zu nehmen.

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Kameratest des Motorola Moto G (3. Gen.)
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Hannes A. Czerulla
Inhaltsverzeichnis

Richtig viel hat Motorola am neuen Moto G (3. Gen.) nicht geändert. Warum auch? Bereits die beiden vorhergehenden Generationen des Mittelklasse-Smartphones gefielen mit brauchbarer Ausstattung, die für den Alltag ausreichte. In Kombination mit dem fairen Preis um die 200 Euro ergab sich stets ein attraktives Preisleistungsverhältnis. Vor allem die Kamera will Motorola im Vergleich zu den Vorgängern verbessert haben. Sie hat nun 13 statt 8 Megapixel, soll mit einer Blende von f/2,0 besonders gut im Dunkeln fotografieren und hat wie das iPhone 6 einen adaptiven Blitz.

Im Fotolabor unserer Schwesternzeitschrift c't Digitale Fotografie haben wir untersucht, ob die Kamera des Moto G (3. Gen.) die Erwartungen erfüllt.

Motorola Moto G (3. Gen.) - Fotos im Freien (6 Bilder)

Kameratest Moto G (3. Gen.)

Mit Licht und Schatten hat das Motorola Moto G (3. Gen.) dank hohem Dynamikumfang kein Problem.

Im Labor als auch bei der subjektiven Beurteilung beeindruckte das Moto G (3. Gen.) mit einer Bildqualität, die man sonst nur bei weit teureren Smartphones zu Gesicht bekommt. Bislang war Motorola eher für mäßige Smartphone-Kameras berüchtigt, doch beim Moto G (3. Gen.) hat der Hersteller vieles richtig gemacht. Im Labor fotografierten wir unsere Testtafeln bei 1100 Lux und überließen dem Smartphone alle Einstellungen – manuelle Anpassungen sind sowieso nicht möglich. Es wählte ISO 100, 1/100 Sekunde Belichtungszeit und eine Blende von f/2,0.

In diesen Idealbedingungen ergab sich ein Visual-Noise-Wert von 1,5, der sogar unter dem Niveau von Top-Smartphones wie iPhone 6 Plus und Galaxy S6 liegt. Der Wert beschreibt die Neigung zum störenden Bild- und Farbrauschen in Bildern. Natürlich tritt in den Bildern dennoch Rauschen auf, solange das Motiv einigermaßen gut beleuchtet ist, fällt es aber nicht wesentlich auf. Ab einer Beleuchtung von unter 80 Lux – also ungefähr spätabendliche Beleuchtung – tritt deutlich wahrnehmbares Bildrauschen, aber nie Farbrauschen auf. Einige teurere Telefone wie das LG G4 gehen ebenfalls bei dieser Helligkeit in die Knie. Geräte um die 200 Euro anderer Hersteller haben schon früher Probleme.

Motorola Moto G (3. Gen.): Fotos aus dem Testlabor (10 Bilder)

Fotolabor-Test Motorola Moto G (3. Gen.)

Testchart bei unterschiedlichen Beleuchtungsstufen.

Auch der Dynamikumfang ist mit 8,1 Blendenstufen auf dem Niveau von High-End-Smartphones. Bei Außenaufnahmen in der Sonne sind Motive unter Schatten gut zu erkennen, ohne dass sie in der Dunkelheit unter gehen. Gleichzeitig sind helle Bildteile kaum überstrahlt. Tendenziell geraten die Bilder aber eher zu dunkel. Gelegentlich muss man manuell nachregulieren.

Die Kamera setzt Software-Weichzeichner nur sehr schonend ein. Sie sollen Bildrauschen reduzieren und kommen in jedem Smartphone mehr oder minder stark zum Einsatz. Arbeiten sie zu aggressiv, rechnen sie Details wie Grashalme im Motiv kaputt. Die Software des Moto G (3. Gen.) ist eher zurückhaltend. Details bleiben erhalten und Strukturen verkommen nicht zu Pixelpampe. Die Filterung ist in etwa auf dem Niveau des 600-Euro-Geräts Sony Xperia Z3+, erschafft aber nicht so gestochen scharfe Bilder wie Samsung Galaxy S6 oder Galaxy Note 4.

Dem Blitz hat Motorola gleich zwei LEDs spendiert, die unterschiedliche Farben haben. So sollen auch auf Aufnahmen mit Blitz die natürlichen Farben des Motivs erhalten bleiben. Im Kurztest funktionierte das besonders gut bei Hauttönen. In der Mitte des Motivs entstand aber, wie bei Smartphone-Blitzen üblich, ein zu heller Spot.

In der Sonne erscheinen Farben einigermaßen natürlich, mit einem leichten Hang ins warme Rot. Bei künstlicher Beleuchtung sticht Rot etwas hervor, was bei Smartphones oft der Fall ist. Der Effekt ist aber nicht so stark, dass er stören würde.

Als Kamerasoftware setzt der Hersteller die Standard-Kamera-App von Google ein. Das bedeutet einerseits fast genauso einfache Bedienung wie auf iPhones und andererseits genauso eingeschränkte Möglichkeiten. Es stehen nur zwei Auflösungen zur Auswahl: 13 Megapixel im Verhältnis 4:3 und 9,7 Megapixel beim Seitenverhältnis 16:9. Ansonsten lässt sich der Blitz ein- und ausschalten und die Aufnahmeorte speichern. Auch Panorama- und HDR-Aufnahmen sind möglich. Die restlichen Optionen sind nicht der Rede wert. Auf Weißabgleich, Belichtungszeit oder gar Blende hat der Nutzer keinen Einfluss.

Von Werk aus fokussiert die Kamera immer die Mitte des Bildes. Einen Touch-Fokus wie von anderen Android-Geräten, bei dem man einfach mit dem Finger auf die Stelle im Sucher tippt, auf die man fokussieren möchte, gibt es nicht. Stattdessen muss man den konfigurierbaren Fokus erst im Kameramenü einschalten. Dann zeigt der Sucher per Markierung, wo die Kamera scharf stellt. Um den Fokus woanders zu legen, zieht man die Markierung per Finger in den entsprechenden Bereich. Dort bleibt der Fokus dann, auch wenn man die Kamera inzwischen bewegt hat. Die Funktion ist mit der Fokusverschiebung von vollwertigen Kameras vergleichbar, wo man die Markierung allerdings per Tasten bewegt.

Abgesehen von der Kamera selbst spielt auch die MicroSD-Karte für Fotografen eine Rolle, denn wegen des kleinen Speichers von 8 beziehungsweise 16 Gigabyte des Moto G muss man große Bildersammlungen zwangsweise dorthin auslagern. Unpraktischerweise unterstützt das Smartphone nur Speicherkarten, die im Dateiformat FAT32 formatiert sind und somit nur Dateien mit weniger als 4 GByte Größe. Solange man nur Fotos auf der MicroSD-Karte speichert, stellt das kein Problem dar; nutzt man die Karte aber auch für andere Daten, kann das zum Hindernis werden. Zumal die meisten modernen Smartphones zumindest auch exFAT unterstützten. (hcz)