Auf dem Weg ins vernetzte Heim

Noch gibt es keine einheitlichen Standards, was die Vernetzung von Hausgeräten anbetrifft. Wer sich darauf vorbereiten will, kann aber jetzt schon vorausplanen. Technology Review beantwortet wichtige Fragen.

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Das Thema Heimvernetzung wird auch ein Schwerpunkt in der kommenden Technology Review-Ausgabe 09/09 sein, die Ende August erscheint.

Ich will in den nächsten Jahren ein Heimvernetzungssystem aufbauen. Was ist beim Hausbau zu beachten? Sollte ich bereits entsprechende Leitungen oder Kabelkanäle vorsehen lassen?

Das kommt ganz darauf an, auf welche Art Sie Ihre Hausgeräte später vernetzen wollen. Brachte man früher am besten in jedem Raum Ethernet-Netzwerkdosen unter, deren Anschlussleitungen dann an einem zentralen Knotenpunkt (z.B. im Keller) zusammenliefen, wird diese komplexe Variante heute nur noch jemand nutzen, der sich gegen moderne Drahtlos- oder Stromvernetzungs-Technologien stemmt - etwa aufgrund gesundheitlicher Erwägungen (Elektrosmog).

Ansonsten lässt sich die über Internet-Technologien gesteuerte Waschmaschine oder auch der später einmal angeschaffte vernetzte Herd über ein bestehendes WLAN, das auch der regulären Online-Versorgung dient, ins Hausnetz einbinden. Entsprechende Adapter gibt es für deutlich unter 100 Euro.

Alternativ ist auch eine Vernetzung per Stromnetz denkbar. Als Standard für die Internet-Versorgung hat sich hier das so genannte Powerline-LAN durchgesetzt. Damit sind maximal 200 Megabit pro Sekunde übertragbar, was dem doppeltem eines regulären Ethernet entspricht.

Dabei werden Adapter, die wie Steckernetzteile aussehen, in eine freie Steckdose eingeschoben. Diese sollte zur Vermeidung von Störungen allerdings direkt am Stromnetz hängen; Mehrfachstecker sind ungeeignet. Aus diesem Grund empfiehlt sich, gleich beim Bau genügend Steckdosen einzuplanen.

Wie weit sind Systeme, mit denen sich einzelne Geräte steuern und schalten lassen, um etwa die Lampe im Wohnzimmer zu dimmen oder den Kühlschrank in der Küche im Winter zwischenzeitlich abzuschalten, um Strom zu sparen?

Hier verfolgen unterschiedliche Industriekonsortien verschiedene Ansätze. Als besonders fortgeschritten gilt das Digitalstrom-Projekt, bei dem die Massenfertigung ab nächstes Jahr beginnen soll. Dabei werden entweder Spezialchips vor Geräte geklemmt (z.B. zum Dimmen) oder diese direkt als Schaltvorrichtung eingebaut (um etwa einen Kühlschrank-KOmpressor herunterzufahren). Als zentrale Steuereinheit dient dabei ein im Sicherungskasten installierter Netzknoten, Steuersignale werden ähnlich wie bei Powerline über das reguläre Stromnetz abgesetzt.

Gibt es bereits übergreifende Heimvernetzungssysteme, die tatsächlich miteinander zusammenarbeiten?

Leider nein. Derzeit kochen die Hersteller noch immer ihr eigenes Süppchen, auch wenn als Vernetzungsstandard inzwischen Internet-Technik verwendet wird (siehe Frage oben). So bietet etwa der Hausgerätehersteller Miele ein integriertes System namens Miele@home, in das sich Backöfen, Waschmaschinen und andere Geräte über eine zentrale Kontrolleinheit steuern lassen. Die Systeme lassen sich beispielsweise zeitlich untereinander abstimmen. Als Übertragungsweg für die Daten dient ein Powerline-Netzwerk, es reicht aus, Teilkomponenten in die Steckdose einzustecken.

Ich habe von intelligenten Stromzählern gehört, die fein abgestimmte Daten liefern können, um mir beim Energiesparen zu helfen. Bin ich bei deren Verwendung an bestimmte Stromkonzerne gebunden?

Das kommt auf das jeweilige Gerät an. Yello, die Direktverkaufstochter des Energiekonzerns EnBW, bietet seit Ende letztem Jahr einen intelligenten Stromzähler an, der bundesweit verkauft wird. Das Gerät, dessen Daten sich nach Installation mit einem handelsüblichen PC abfragen lassen, wird für 80 Euro verkauft, hinzu kommt eine Monatsgebühr zwischen 4 und 6 Euro. Das Gerät muss von einem zugelassenen Elektrotechnikfachmann installiert werden, der es am Sicherungskasten anbringt.

Die Verwendung ist sowohl durch Yello-Kunden als auch durch Nutzer anderer Stromversorger möglich; allerdings sollte man sich im Zweifelsfall vorher bei seinem Anbieter erkundigen, ob der nicht sowieso bereits eine eigene, womöglich günstigere Lösung verkauft. Der Blick auf den intelligenten Stromzähler hilft übrigens wirklich beim Sparen: In einem Pilotversuch ergaben sich allein durch den "Erziehungswert" des Geräts bis zu 25 Prozent Einsparungen. (bsc)