Echelon: Hinweise auf das Satelliten-Abhörprojekt in Snowden-Dokumenten

Für Duncan Campbell ist das, was The Intercept in den Snowden-Dokumenten gefunden hat, ein Déjà-Vu: Er hatte die Existenz des Satelliten-Abhörprojekts Echelon 1988 aufgedeckt.

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Echelon-Radarstation

Echelon-Radarstation im bayrischen Bad Aibling

(Bild: Wikimedia Commons)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers
Inhaltsverzeichnis

Déjà-vu, Déjà-vu: Journalisten von The Intercept haben in den Snowden-Dokumenten Hinweise auf das von den Geheimdiensten der sogenannten Five Eyes aufgebaute Überwachungsnetzwerk “Echelon” gefunden. Für den schottischen Journalisten Duncan Campbell, der Echelon 1988 in einem Artikel für den New Statesman enthüllt hatte, Anlass für einen lesenswerten historischen Rückblick im Register.

Schon in jungen Jahren hatte der 1952 geborene Campbell mit Geheimdiensten zu tun: Seine Mutter, die als Mathematikerin in Bletchley Park arbeitete, erzählte ihm von einem geheimnisvollen "Prof" – Alan Turing, dessen Namen und Verdienste bis in die 1970er Jahre nur wenigen bekannt waren. 1976 schrieben Campbell und sein US-Kollege einen Artikel, in dem es erstmals um den bis dahin unbekannten britischen Geheimdienst GCHQ ging.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

1987 enthüllte Campbell das Zircon-Projekt: GCHQ und NSA wollten einen Satelliten ins All schießen, der die Kommunikation in der UdSSR und Europa belauschen und zur Auswertung ausleiten sollte. Der Satellit wurde nie gebaut, nachdem die britische Regierung das Projekt aus Kostengründen gestoppt hatte. Die Enthüllung löste in Großbritannien eine Staatsaffäre aus.

Mit Echelon beschritten die Geheimdienste der USA, Großbritanniens, Kanadas, Australiens und Neuseelands später den umgekehrte Weg und horchten die Ausstrahlungen von Satelliten systematisch ab. Campbell konnte die Existenz von Echelon beweisen, nachdem er die US-amerikanische Whistleblowerin Margaret Newsham besucht hatte. Sie war von ihrem Arbeitgeber Lockheed nach Großbritannien geschickt worden, wo sie als Administratorin eine Batterie von Vax-Rechnern betreute, die als Dictionary-Rechner eingesetzt wurden und den gesamten Nachrichtenverkehr nach Schlüsselworten durchsuchten.

Die nun in den Snowden-Dokumenten aufgetauchten Hinweise auf Echelon stammen aus einem Newsletter, der 2011 von der Abhörstation Yakima an verschiedene NSA-Dienstellen verschickt worden war. Aus den historischen Erinnerungen geht hervor, dass die NSA das Echelon-System noch viele Jahre lang als Teil ihres COMSAT-Programmes finanzierte, mit dem die Satellitenkommunikation abgehorcht wird.

Mit seinen Enthüllungen über Echelon und Zircon war Campbell in den 1980ern zum Staatsfeind avanciert und wurde mit der Anklage des Landesverrats bedroht. Heute ist er ein geachteter Journalist. Sein Rückblick endet mit der Geschichte, wie er unlängst auf einer Konferenz über Geheimdienste, Sicherheit und Privatsphäre eingeladen war. Mit auf dem Podium: Robert Hannigan, der derzeitige Chef des GCHQ.

Siehe dazu auch:

(vbr)