Drogen für die Medizin

Alexander Shulgin, "Stiefvater" der Droge Ecstasy, glaubt immer noch, dass die von ihm entdeckten Wirkstoffe zu Unrecht verteufelt werden.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Alexander T. Shulgin
Inhaltsverzeichnis

Zahlreiche chemische Stoffe können die Funktion unseres Gehirns beeinflussen - die allgemeine Bezeichnug dafür ist Psychoaktivität. Es gibt die unterschiedlichsten Wirkstoffklassen: Stimulanzien, Anästhetika, Sedativa, Narkotika, Antidepressiva und auch Psychedelika. All diese Substanzen wirken direkt auf das psychoneurologische System. Medizinisch nützliche psychoaktive Wirkstoffe werden zumeist im Tierversuch entdeckt -- über Verhaltensveränderungen bei den Versuchstieren. Anschließend sind komplizierte Forschungsverfahren notwendig, in denen dann mit synthetischen Proben experimentiert wird.

Ich selbst habe in den letzten vier Jahrzehnten psychoaktive Medikamente auf der anderen Seite des Spektrums untersucht: Diejenigen, die den Geist beeinflussen können. Diese Substanzen werden zumeist am Menschen getestet, weil es nicht anders geht. Ratten mögen zwar ein Gehirn haben, das wir entnehmen und in Scheiben schneiden können, um zu sehen, wo unsere Experimentalwirkstoffe geblieben sind. Ob Ratten aber ein Bewusstsein in unserem Sinne haben, daran zweifeln die meisten Leute.

Ich möchte an diese Stelle ausdrücklich betonen, dass diese Substanzen nicht nur zum gelegentlichen Freizeitkonsum gedacht sind (obwohl sie natürlich die ganze Zeit so verwendet werden), sondern auch medizinischen Zwecken dienen können. In letzter Zeit gelang es mehreren Forschergruppen, Genehmigungen für klinische Studien mit Psychedelika zu erhalten -- die zu überwindenden bürokratischen Hürden waren enorm. Eine bereits abgeschlossene Studie von Francisco Morena an der University of Arizona verwendete Psilocybin, bekannt aus den so genannten "Zauberpilzen", um Patienten mit Zwangsstörungen zu helfen. Zwei andere Psychedelika-Studien laufen derzeit: Die eine am Harbor UCLA Medical Center in Kalifornien, bei der Psilocybin zur Behandlung von Angstmustern bei Patienten mit fortgeschrittenen Krebsleiden eingesetzt wird, die andere in South Carolina, wo man posttraumatischen Stress mit MDMA -- auch bekannt als die Droge Ecstasy -- behandeln will. MDMA soll auch in weiteren Untersuchungen zum Einsatz kommen -- etwa am McLean Hospital der Harvard University, wo der Wirkstoff ebenfalls als Angsthemmer bei Krebspatienten erprobt werden soll.