Zitronensäure schützt vor Noroviren

Citrat bindet die ansteckenden Viren und verhindert die weitere Infektion. Das könnte die Zitrone als geeignetes Desinfektionsmittel prädestinieren.

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Citrat bindet die ansteckenden Viren und verhindert die weitere Infektion. Das könnte die Zitrone als geeignetes Desinfektionsmittel prädestinieren.

Durch Zufall entdeckte Grant Hansman, dass Zitronensäure aus dem Chemikalienhandel Noroviren binden kann. Der Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg fragte sich: Kann das Hausmittel Infektionen vielleicht auch mit dem extrem ansteckenden Durchfall-Erreger verhindern? In einer neuen Veröffentlichung im Fachmagazin Virology erklären die Forscher um Hansman nun, dass genau dies der Fall ist: Die Säure der Zitrusfrucht reduziert die Infektionsfähigkeit der Viren. Sie könnte somit als gut verträgliches Desinfektionsmittel in Frage kommen.

Mithilfe einer Röntgenstruktur-Analyse konnten die Forscher zeigen, dass sich das Citrat genau an die Stelle bindet, mit der das Virus beim Infektionsvorgang mit den gesunden Zellen in Kontakt tritt. Es fungiert somit als eine Art Isolationsschicht und verändert die Gestalt des Viruspartikels. Etwas Zitronensaft am Essen oder auf den Händen könnte somit ausreichen, um einen guten Schutz zu bieten, so der Virologe Grant Hansman.

Durchfall, Erbrechen und Übelkeit sind die typischen Symptome von Magen-Darm-Infektionen, die meist auf die Noroviren zurückzuführen sind. Oft innerhalb von wenigen Stunden fühlen sich die Betroffenen elend, haben Bauch- und Gliederschmerzen. Da sich der Virus über verunreinigte Hände und Lebensmittel überträgt, können schnell weitere Menschen infiziert werden. Wie rasant das gehen kann, hatte ein Experiment des Wissenschaftlers Charles Gerba von der University of Arizona in Tuscon demonstriert. Er hatte die Bakteriophagen MS-2, also Ersatzviren des Norovirus, auf eine Türklinke oder eine Tischoberfläche eines Bürogebäudes gebracht. Innerhalb von zwei bis vier Stunden hatten 40 bis 60 Prozent der Firmenmitarbeiter die Phage an sich.

Impfstoffe oder Medikamente gegen die humanen Noroviren gibt es derzeit nicht. Umso wichtiger seien sichere und gesundheitlich unbedenkliche Desinfektionsmittel, betont Hansman. Er leitet die von der Chica und Heinz Schaller-Stiftung (C.H.S.) geförderte Nachwuchsgruppe Noroviren am DKFZ und der Universität Heidelberg. Dort will man mehr über das Verhalten des Norovirus herausfinden.

Als nächstes wollen die Forscher ihrer Vermutung nachgehen, ob das Citrat auch die Symptome von bereits infizierten Patienten lindern kann. (jle)