Angebliche "Schnüffel-Updates" für Windows 7 und 8.1

Nachdem Windows 10 für seine Datensammelei teils hart kritisiert wird, bringen einige Updates nun auch Windows 7 und 8.1 als Schnüffel-Software in Verruf. Schaut man sich die Updates genauer an, bleibt von den Vorwürfen aber nicht viel übrig.

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Angebliche "Schnüffel-Updates" für Windows 7 und 8.1
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Von
  • Hajo Schulz

Vier Updates für Windows 7 und 8.1 sorgen derzeit für eine Menge Furore, weil sie angeblich die Funktionen, mit denen Windows 10 die Daten seiner Benutzer sammelt und nach Redmond schickt, auch in den älteren Windows-Versionen nachrüsten. Im Blickpunkt stehen zum einen die von Microsoft als optional angebotenen Patches KB3022345, KB3068708 und KB3080149, die alle die Überschrift "Update for customer experience and diagnostic telemetry" tragen.

Das erste dieser Updates ist mittlerweile veraltet und wurde durch das zweite abgelöst. Der dritte Patch behebt einige Fehler im zweiten, die unter anderem dazu führen können, dass das Diagnoseprogramm sfc irrtümlich zwei Dateien aus dem Patch als beschädigt meldet.

Die Patches erweitern Windows 7 und 8.1 um "Diagnose- und Telemetrie-Überwachungsdienste", wie sie auch in Windows 10 vorhanden sind. Wer hier aufhört zu lesen, könnte tatsächlich besorgt sein, aber die weiteren Erklärungen in den Knowledge-Base-Artikel dröseln ziemlich genau auf, um was es geht: Die Patches erneuern die Infrastruktur für Microsofts Customer Experience Improvement Program (CEIP). Diese auf Deutsch "Programm zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit" genannte Funktion ist in Windows selbst sowie in etlichen Microsoft-Anwendungen, -Apps und -Installationsroutinen eingebaut und dient dazu, Microsoft Daten darüber zu liefern, wie gut oder schlecht die jeweilige Anwendung auf dem Rechner des Anwenders funktioniert.

Die Teilnahme am "Programm zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit" lässt sich in Windows 7 und 8 über die Einstellungen des Wartungscenter in der Systemsteuerung deaktivieren.

In den meisten betroffenen Programmen wird der Anwender bei der ersten Benutzung gefragt, ob er dieser Datenerfassung zustimmt. Spätestens über einen Schalter in den Optionen – bei Windows in der Systemsteuerung – lässt sie sich aber immer abschalten. Einzige Ausnahme: In Vorabversionen bestimmter Software kann man das Logging nicht deaktivieren, weil Microsoft diese ja gerade deshalb verteilt, um zu erfahren, ob sie auch in exotischen Umgebungen reibungslos laufen.

In der Kritik steht außerdem der Patch KB3075249 "Update that adds telemetry points to consent.exe in Windows 8.1 and Windows 7". In dem Knowledge-Base-Artikel ist aber von einem Nachrüsten von Funktionen aus Windows 10 nicht die Rede. Der Patch ergänzt lediglich die Telemetriedaten, die Microsoft ohnehin in Windows 7 und 8.1 etwa im Rahmen der Fehlerberichterstattung erhebt, um neue Datenpunkte: Nach dem Einspielen erfährt Microsoft zusätzlich davon, wenn ein Prozess, der mit niedriger Verbindlichkeitsstufe läuft, über die Benutzerkontensteuerung seine Rechte zu erweitern versucht. (hos)