Open Source .NET: MSBuild setzt künftig auf CoreCLR

Seit der Veröffentlichung des Quellcodes auf GitHub setzt MSBuild auf die freie .NET-Implementierung Mono zur plattformübergreifenden Softwareentwicklung. Nun ist Microsoft zur eigenen CoreCLR gewechselt.

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Open Source .NET: MSBuild setzt künftig auf CoreCLR
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Robin Sedlaczek
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Seit März 2015 ist Microsofts Build-System eine Open-Source-Software auf der Hosting-Plattform GitHub. Nun hat das Team dahinter eine weitere Neuigkeit mit strategischem Charakter bekannt gegeben: MSBuild setzt für die Cross-Plattform-Bereitstellung nicht länger auf Mono, sondern auf die CoreCLR. Mono ist eine Open-Source-Implementierung des CLI-Standards (Common Language Infrastructure) und bot lange Zeit die einzige plattformunabhängige, .NET-kompatible Entwicklungs- und Laufzeitumgebung an, mit der sich beispielsweise C#-Programme für Linux und OS X entwickeln lassen.

MSBuild ermöglicht das Orchestrieren und Bauen von Softwarekomponenten und Anwendungen. MSBuild wird in Visual Studio zum Erzeugen verwalteter Anwendungen verwendet, hängt aber technisch nicht von der IDE ab. Daher kann diese Engine auch in Umgebungen eingesetzt werden, in denen Visual Studio nicht installiert ist, zum Beispiel auf Build-Servern zum automatischen Erstellen von Softwareprodukten. Im Kern besteht die Engine aus dem Kommandozeilentool msbuild.exe. Es arbeitet auf einem XML-Format, mit dem sich komplexe Build-Prozesse beschreiben lassen. Visual-Studio-Projekte enthalten eine solche Prozessbeschreibung und können daher direkt als Kommandozeilenparameter an das Tool übergeben werden.

Mit Beginn der Veröffentlichung des Quellcodes auf GitHub setzt MSBuild auf Mono, um sich plattformübergreifend nutzen zu lassen. Nun geht Microsoft den nächsten Schritt und ändert die Fahrtrichtung: MSBuild setzt zukünftig auf die CoreCLR. Die CoreCLR ist die Open-Source-Implementierung der .NET-Laufzeitumgebung von Microsoft selbst. Mit diesem Projekt reimplementiert der Softwarehersteller das Herz des .NET Framework und bekennt sich damit zur Open-Source-Entwicklung – zumindest was Teile seiner Entwicklungsplattform angeht.

Obwohl Microsoft aufgrund des Open-Source-Charakters von MSBuild mehr freiwillige Arbeitskräfte bekommt, steht der Softwarekonzern einem aufwendigeren Managementprozess gegenüber. Derzeit helfen 19 Microsoft-unabhängige Entwickler, das Projekt voranzutreiben. Feedback und neuer Quellcode durch Pull-Requests werden von rund um den Globus an Microsoft gesendet. Dadurch entsteht offenbar ein erheblicher Mehraufwand, den es zu organisieren gilt. Dazu bedarf es an Erfahrung bei der Gestaltung der Arbeitsprozesse.

Die Umstellung von MSBuild auf die CoreCLR wird auch deshalb noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Auf GitHub lässt sich der aktuelle Stand verfolgen. Zudem hat sich das Team rund um MSBuild noch einiges mehr vorgenommen: Unter anderem soll das Erstellen von Build-Spezifikationen, das Verwenden von Packages und das Verwalten von Abhängigkeiten vereinfacht werden. Die Performance der Erstellungsumgebung soll unter Einbezug der Cloud signifikante Verbesserungen erfahren.

Mit diesem Schritt setzt Microsoft ein weiteres Open-Source-Projekt auf die CoreCLR und bestärkt die Plattform damit ein Stück weiter. Projekte, die bereits die CoreCLR nutzen, können so nun auch problemlos Gebrauch der Build-Umgebung machen. Die einzelnen kleinen Open-Source-Zahnrädchen des Softwareherstellers greifen mehr und mehr ineinander und bringen große Teile des .NET Framework auf die verschiedensten Plattformen. Damit ergeben sich Möglichkeiten für kleine bis große Softwareprojekte, Unternehmensanwendungen und -infrastrukturen, die lange Zeit durch Microsofts Entwicklungsumgebung auf das Windows-Betriebssystem beschränkt waren.

Siehe dazu auf heise Developer:

(ane)