Der 100-Dollar-Laptop wird real

Im Rahmen der Emerging Technology Conference des MIT hat Media Lab-Gründer Nicholas Negroponte das "wichtigste Vorhaben seines Lebens" vorgestellt.

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Von
  • Kevin Bullis
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Im Rahmen der Emerging Technology Conference des MIT hat Media Lab-Gründer Nicholas Negroponte am Mittwoch erstmals das Design eines neuartigen Laptops vorgestellt, der --wenn alles gut geht --, für nur 100 US-Dollar angeboten werden soll. Zu diesem Preis soll es den Regierungen der Entwicklungsländer möglich werden, Laptops für jedes Kind zu kaufen, was Millionen Menschen zu neue Bildungschancen eröffnen würde.

"Jedes Problem auf dieser Welt lässt sich auf die ein oder andere Art durch Bildung lösen", sagte Negroponte während seiner Rede zur Eröffnung der Konferenz. Und ohne Computer, so der MIT-Mann weiter, sei Bildung nicht mehr vorstellbar. Negroponte sagte, er habe bei seiner Arbeit mit Schulen im Senegal, in Costa Rica, Indien und anderen Ländern festgestellt, wie sehr Computer die Neugier und Kreativität bei den Kindern weckten. "Auch in den Entwicklungsländern brauchen die Kinder ihre Rechner wie Fische das Wasser."

Zusammen mit den MIT-Wissenschaftlern Seymour Papert, Joseph Jacobson und anderen Kollegen hatte Negroponte sein 100-Dollar-Laptop- Initiative erstmals im Januar der Öffentlichkeit vorgestellt. Sponsoren des Projektes sind AMD, Brightstar, Google, die News Corporation und Red Hat.

Diese Firmen wollen auch bei der Herstellung des Gerätes zusammenarbeiten. Die Minimalausstattung: Vollfarbdisplay, WLAN- Schnittstelle, ein Prozessor mit 500 MHz sowie ein 1 Gigabyte großer Flash-Speicher. Die Batterie des Gerätes lässt sich mit Hilfe einer Kurbel aufladen, damit der Laptop auch in Regionen der Erde eingesetzt werden kann, in denen es an Elektrizität mangelt.

Die Kinder sollen die Rechner ständig mit sich herumtragen können und Sprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Geografie und Ökonomie an ihnen lernen. Außerdem sind Spiele und Online-Chats mit Freunden möglich. Daneben sollen die Geräte sich auch zum Zeichnen und zum Komponieren von Musik eignen.

Brasilien, Thailand und Ägypten haben bereits Interesse an den 100- Dollar-Laptops angemeldet -- sie wollen zwischen 500.000 und einer Million Geräte kaufen, sobald sie erhältlich sind. Dutzende weitere Länder haben Negroponte außerdem kontaktiert.

Seymour Papert, emeritierter MIT-Mathematiker, Bildungsforscher, und Autor der Prorammiersprache Logo, der sich seit Jahrzehnten für den Einsatz von Computern im Bildungsbereich stark macht, glaubt, dass die Schüler Fächer wie Mathematik wesentlich lieber am Laptop lernen, als mit Papier und Bleistift. Neben der Möglichkeit, Computerspiele zu nutzen, werden die Kinder außerdem selbst Spiele programmieren können, was ihr logisches Denken anrege.

Die Multimedia-Möglichkeiten des Laptop sollen helfen, den Kindern komplexe Themen zu vermitteln -- beispielsweise die globale Erwärmung, die sich visuell besser darstellen lässt. Durch die Internet- Anbindung sollen die Kinder und Jugendlichen außerdem in Kontakt mit dem Rest der Welt kommen. So ließe sich ein Geist von Offenheit und ein globales Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugen, was auch Problemen wie dem Terrorismus vorbeuge.