Mobilfunk-Meilenstein: Ericsson und Swisscom holen 30 Prozent mehr aus LTE-Advanced heraus

Funkspektrum ist ein knappes Gut für Netzbetreiber – nun konnte Ericsson eine beträchtliche Steigerung der Datenrate ohne zusätzliches Spektrum demonstrieren. Doch die erfreulichen Messwerte muss man mit etwas Salz konsumieren.

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Antenne

(Bild: LTE-Summit)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Im Rahmen der Weiterentwicklung der Mobilfunktechnik LTE-Advanced (LTE-A) demonstrierten der Netzwerkzulieferer Ericsson und der Schweizer Netzbetreiber Swisscom eine Erhöhung der Datenrate um rund 30 Prozent in einem kommerziell betriebenen Netz. Die ersten Testläufe fanden bereits am 17. September statt, wie Ericsson mit ein wenig Verzögerung meldet. Während Swisscom mit bisheriger Technik maximal 335 MBit/s erreichte, lieferte das eigens installierte Demo-System laut Ericsson mit neuen Erweiterungen bis zu 426 MBit/s.

Der Sprung gelang unter Einsatz einer höherwertigen Modulation auf der Funkstrecke. Bisher haben die LTE-A-Basisstationen die Daten bestenfalls mittels der 64-stufigen Quadratur-Amplituden-Modulation auf den Träger aufmoduliert (64-QAM). Das sind 6 Bit pro Modulationsschritt. Die vom 3GPP ebenfalls vorgesehene 256-QAM liefert pro Schritt 8 Bit (3GPP-Spezifikation Release 12). Bei konstanter Schrittrate ergibt das eine Steigerung von rund 33 Prozent, was auch die Messwerte von Ericsson und Swisscom zeigen.

Freilich muss man auch diese Messwerte mit etwas Salz konsumieren, um deren Bedeutung einzuordnen: 256-QAM benötigt gegenüber 64-QAM ein 16-fach besseres Signal (12 dB höheres Signal-Rausch-Verhältnis). Diese Signalgüte und damit die maximal 33 Prozent Gewinn dürfte es in der Praxis also nur in der Nähe der Basisstation geben. Man kann davon ausgehen, dass sie überwiegend in Kleinstzellen (Small Cells) mit nur geringer Reichweite eingesetzt wird, also an Hotspots mit sehr vielen Teilnehmern. Zur Distanz, unter der Swisscom und Ericsson die erhöhte Datenrate gemessen haben, äußerten sich die beiden Partner nicht.

Dass 256-QAM einiges bringen wird, kann man aber leicht von aktuellen WLAN-Geräten ableiten. Bei WLAN-Geräten, die gemäß der IEEE-Spezifikation 802.11ac arbeiten, ist 256-QAM längst üblich und liefert in der Praxis die erwarteten Steigerungen gegenüber 64-QAM. Im Mobilfunk steht 256-QAM für den Start der zweiten Generation der LTE-Advanced-Netze. Für Netzbetreiber erscheint diese Ausbaustufe besonders verlockend, weil sie Datenraten um ein Drittel hochtreibt, aber ohne zusätzliches Spektrum auskommt – und Funkspektrum ist für Netzbetreiber ein knappes Gut.

Genauer besehen ist das Szenario, das Swisscom und Ericsson aufgesetzt haben, etwas komplexer. Für die Demo, die in Zürich stattfand, hat Ericsson eine Vorschauversion seiner Networks Software 16A eingesetzt, die eigens für 256-QAM ausgelegt wurde. Kommerziell verfügbar wird sie laut Plan im späteren Verlauf dieses Jahres. Bisher setzt das Unternehmen seine Networks Software in Version 15B ein, die maximal 64-QAM verwendet.

Die beiden Partner haben LTE-Advanced wie bereits gemeldet mit Bündelung von insgesamt drei Trägern und unter Kombination von FDD- und TDD-Übertragungen aufgesetzt. Zwei LTE-TDD-Träger im 2,6 GHz-Frequenzband steuern für den Downlink je 20 MHz-Bandbreite bei. Von einem LTE-FDD-Träger im 2,1 GHz-Band kommen noch 15 MHz hinzu, sodass der Downlink insgesamt 55 MHz Bandbreite erreicht. (dz)